Invasive Neophyten gefährden die heimische Artenvielfalt

Neophyten sind gebietsfremde Arten, die durch den indirekten oder direkten menschlichen Einfluss in neue Regionen gelangen und sich dort dauerhaft ausbreiten und etablieren. Auch in Österreich stellen Neophyten eine immer größer werdende Gefahr dar, denn nach der Bodenversiegelung sind sie der zweitgrößte Grund für den Verlust der heimischen Artenvielfalt.

Von den rund 1.300 Neophyten Arten in Österreich sind 35 Arten als naturschutzfachlich problematisch eingestuft, 14 Arten davon gelten als invasiv - sie bedrohen nicht nur die heimische Biodiversität, sondern gefährden auch die damit verbundenen Ökosystemleistungen und Lebensräume heimischer Kulturpflanzen. Invasive Neophyten können sich zudem negativ auf unsere Gesundheit (Auslöser von Allergien, Verbrennungen und Vergiftungen) und die Wirtschaft (Schäden an Bauwerken, Minderung von Grundstückswerten, Uferanbrüche) auswirken.

Die häufigsten heimischen Neophyten im Kurzporträt

1. Drüsiges Springkraut
Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) hat seinen Ursprung im Himalaya Gebiet und kommt bei uns an feuchten Standorten und mittlerweile auch in höheren Lagen (Seehöhen bis zu 1200m und mehr) vor. Die weißlich, rosa bis purpurrot blühende einjährige Zier- und Bienentrachtpflanze hat einen sehr hohen Wasserbedarf und produziert durch- schnittlich 2.500 Samen, die rund 7 Jahre lang keimfähig bleiben. Typisch für das bis zu 2,5 m hohe Springkraut ist die Fruchtkapsel, die unter Berührung aufspringt und die Samen einige Meter weit weg schleudern und somit verbreiten kann. Die Samen werden über Gewässer, Geschiebe und Vögel; aber auch durch Samenvorkommen in Erdmaterial, Gartenabfällen und durch Arbeitsgeräte verbreitet. Als wertvoller Nektarspender für Insekten, Bienen und Hummeln kann Drüsiges Springkraut in Dominanz- beständen jedoch zu einer Verdrängung der heimischen Pflanzen- und Tierarten sowie zu Erosionsgefahr in Uferbereichen führen. Bekämpfung: Ausreißen oder Mähen der Pflanze vor Blühbeginn, anfallendes Pflanzenmaterial von der Fläche entfernen.

2.Goldrute
Die Goldrute (Solidago gigantea/canadensis) kommt ursprünglich aus Nordamerika und bevorzugt lichte, sonnige, feuchte und trockene Böden. Großes Stickstoffangebot fördert die Ausbreitung und das Wachstum der gelb blühenden, mehrjährigen Pflanze, die zudem eine hohe Regenerationsfähigkeit aufweist. Pro Pflanze können bis zu 19.000 Samen ausgebildet werden, die ebenso wie ihre Wurzelsprosse über Wind, Gewässer, Erdmaterial und Arbeitsgeräte verbreitet werden. Ein Goldrute Dominanzbestand kann aus bis zu 300 Wurzelsprossen pro m² bestehen und heimische Pflanzen- und Tierarten verdrängen. Bekämpfung: Ausreißen von Einzelbeständen, bei Dominanzbeständen mulchen , schlegeln oder mehrmalige Mahd vor Blühbeginn. Beschattung und standortgerechte Vegetation fördern, brachliegende Flächen einsäen.

3. Robinie
Die raschwüchsige Robinie (Robinia pseudoacacia), auch noch als „Akazie“ bekannt, wird bis zu 30m hoch und ist für ihr biegsames, festes Holz bekannt. Der hitzefeste, wärmeliebende, salzresistente und industriefeste Baum hat seinen Ursprung in Nordamerika und wird vorwiegend in der Forstwirtschaft sowie im Garten- und Landschaftsbau als Stabilisator und Bodenfestiger entlang von Bahn- und Straßenböschungen angepflanzt. Neben weißen, wohl riechenden, locker hängenden Traubenblüten mit rötlich braunen Früchten bildet die Robinie auch Stockausschläge und vermehrt sich vegetativ und generativ. Samen, Rinde und Dornen sind giftig, für Tiere sogar tödlich und können beim Verzehr extreme Vergiftungserscheinungen wie Krämpfe, Erbrechen, Schwindel, Übelkeit, Entzündungen und Co. hervorrufen. Bekämpfung: Jungpflanzen bei der Wurzel ausgraben oder ausreißen, Ringeln des Baumes.

4. Ambrosia
Die einjährige, bis zu 1,5 m hohe reich verzweigte Pflanze Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia), auch noch als „Ragweed“ oder „Beifuß-Traubenkraut“ bekannt, hat ihren Ursprung in Nordamerika. Die Pflanze, welche Licht, Wärme sowie gestörte, feuchte und nährstoffreiche Böden bevorzugt, wurde ursprünglich durch Importe von Futtermittel, Saatgut und Getreide eingeschleppt. Über die Dornfortsätze der mehreren tausend Samen, die bis zu 40 Jahre keimfähig blei- ben, verbreitet sich die Pflanze über Reifenprofile, landwirtschaftliche Geräte, Kleidung und Haarkleider von Tieren. Die Ambrosia ist an Orten, die stark vom Menschen beeinflusst sind (Straßenränder, Kies- gruben, Baustellen) anzufinden. Große Probleme bereitet auch das Vorkommen als dominanter Massenbestand in landwirtschaftlichen Acker- kulturen. Eine Pflanze produziert rund 500 Millionen Pollen und ist Auslöser von Hautreaktionen und Allergien. Durch die späte Blühzeit der Ambrosia wird die Allergiesaison somit bis in den Herbst verlängert, des Weiteren sind auch Kreuzreaktionen mit anderen Pflanzen und Lebensmittel möglich.

Bekämpfung: Ausreißen von Jungpflanzen, mehrmaliges Mähen. Als Präventionsmaßnahme Ambrosia freies Vogelfutterbzw. Erden- und Rindenmulch Substrat benutzen.

5. Riesenbärenklau
Der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) wird auch noch als „Herkulesstaude“ oder „Stalins Rache“ bezeichnet. Er hat seinen Ursprung im Kaukasus und wurde als Zierpflanze im Gartenbau in Europa heimisch. Für die bis zu 4 m hohe mehrjährige Staude sind tellerförmige, weiße Blütenstände mit fiederteiligen Blättern sowie ein hohler, im unteren Bereich purpurfarben gefleckter Stängel mit einer mächtigen, blassgelben Pfahlwurzel, die bis zu 60cm lang ist und gelblichen Milchsaft enthält, kenn- zeichnend. Der Riesenbärenklau,  dessen Samen sich über Wind und Wasser verbreiten und rund 15 Jahre lang keimfähig bleiben, meidet große Hitze und ist an Uferböschungen, Deponien, Wiesen, Gärten, Weg- rändern, Ödland und Brachen zu finden. Der Milchsaft der Pflanze enthält phototoxische Furanocumarine; ein Kontaktgift, welches bei Hautkontakt in Verbindung mit UV-Strahlen des Sonnenlichtes zu schweren gesundheitlichen Schäden, wie z.B.: Blasen und schwere Haut- verbrennungen („Wiesendermatitis“), führen kann.

Bekämpfung: Wasserabweisende Schutzkleidung tragen und Bekämpfung nie bei prallem Sonnenlicht durchführen! Jungpflanzen ausreißen, Blütendolden vor Samenreife entfernen, Pfahlwurzel durchstechen. Bei Dominanzbeständen mehrmalige Mahd bzw. Fräsen mit anschließender Begrünung.

6. Staudenknöterich
Die sehr invasiven, verschiedenen Staudenknöterich Arten (Fallopia japonica/ sachalinensis/ bohemica) haben ihren Ursprung in Asien und kommen an Bachböschungen, Bahndämmen, Waldrändern, Autobahntrassen, aber auch in höheren Lagen durch Verbreitung in Schüttmaterial vor. Die Vermehrung der mehrjährigen, bis zu 4 m hohen Pflanze mit weißen, hellgelbgrünen Blüten erfolgt über Wurzelsprossen und Samen und wird durch den Transport von Rhizomen- und Sprossenteilen über Gewässer, Erdaushub und Arbeitsgeräten verbreitet. Die stark verzweigten, unterirdischen, winterharten Rhizome und bis zu 3 m tiefen Wurzelausläufer zerstören nicht nur Bauwerke, Dämme, Bahngleise etc., sondern tragen auch zur Wertminderung von Grundstücken und erhöhten Erosionsgefahren bei. Die Triebe der Staudenknöterich-Arten sind beim Verzehr schwach giftig. Bekämpfung: Kleinere Sprossen ausreißen, Dominanzbestände regelmäßig mähen, Anpflanzen von Konkurrenzpflanzen, Beweidung mit Schafen, Ziegen oder Rindern.

Die Wahl der Methode, der Zeitpunkt der Umsetzung (vor der Blüte) sowie regelmäßige, mehrjährige Nachkontrollen sind entscheidend für den Bekämpfungserfolg. Wichtig ist auch, dass das anfallende Pflanzenmaterial von der Fläche sachgerecht entfernt und entsorgt wird sowie die verwendeten Arbeitsgeräte und Werkzeuge ordentlich zu reinigen, um einer weiteren Verschleppung bzw. Ausbreitung der Neophyten vorzubeugen.

Weitere Infos findest du hier: 
Neophytenmanagement – Monitoring, Bekämpfung und Verwertung von Neophyten