Erfahrungsbericht

Freiwilligen-Einsatz bei Martin Grüner

Der Maschinenring Tirol vermittelt freiwillige Helfer um Bergbauernfamilien zu unterstützen

Auf einem Bauernhof gibt es das ganze Jahr viel zu tun. Je nach Saison fallen unterschiedliche Arbeiten an, die, wenn alle zusammen helfen, gut zu schaffen sind. Manchmal entstehen jedoch Situationen, in denen die eigenen Hände nicht mehr ausreichen. Gerade bei der Heuarbeit auf Bergbauernbetrieben ist oft nur ein geringer Maschineneinsatz möglich. Hier sind zusätzliche Helfer gern gesehene Gäste.

Das Projekt „Freiwillig am Bauernhof“ wird vom Maschinenring Tirol organisiert und setzt sich für Bergbauernfamilien in Tirol ein, die ihre Höfe unter schwierigen Bedingungen bewirtschaften. Es vermittelt freiwillige Helfer um Bergbauern zu unterstützen. Der hauptsächliche Einsatzbereich ist die Heuernte. Aber auch Unterstützung im Haushalt oder der Kinderbetreuung sind je nach Können oder Notwendigkeit möglich. Während die Freiwilligen Erfahrungen in der Landwirtschaft sammeln, ist den Einsatzbetrieben mit einer zusätzlichen Arbeitskraft in Zeiten von Arbeitsspitzen geholfen. Die Freiwilligen erhalten dabei einen Einblick in das Leben und die Arbeit am Bergbauernhof.

Bauer Martin Grüner, Jannik, Maschinenring-GF Hermann Gahr und Reinhold (v. l.) vor dem Stadl des Bairlas-Hofes.

Auch im Stall wird fleißig mitgeholfen.

Ein ganz besonderer Einsatz

Heuer konnte der Maschinenring erstmals einem Freiwilligen mit seinem behinderten Sohn einen Einsatz in Sölden im Ötztal am Bairlas-Hof von Martin Grüner ermöglichen. Reinhold und der 18-jährige Jannik kommen aus Nordrhein-Westfalen. Es war ein sehnlicher Wunsch der Eltern dem Sohn, die Welt der Berge und der Landwirtschaft in Tirol zu zeigen. Zu Hause in Deutschland führt Reinhold selbst einen Forstbetrieb. Vier Wochen Auszeit haben sich die beiden für diesen besonderen freiwilligen Arbeitseinsatz am Bairlas-Hof genommen.

Reinhold und Jannik helfen bei der Heuernte und bei der Stallarbeit mit. Das Mähen, Umkehren und Einbringen des Heus gefällt den zwei freiwilligen Helfern am besten. „Da kann man die Natur ganz und gar genießen“, sagt Reinhold. Bei der Arbeit auf den steilen Wiesen können sie vom Stress und der Hektik in ihrer Heimat abschalten. In den Bergen muss man mit der Witterung und mit der Gefahr der Steilheit arbeiten. Man muss mit dem Kopf dabei sein und mitdenken. Der deutsche Forstfachmann freut sich seinem Sohn zeigen zu können wie ruhig man arbeiten kann und macht ihn auch bewusst mit den Gefahren vertraut, die die Arbeit auf einem Bergbauernhof mit sich bringt.

Nach einem gemeinsamen Frühstück fangen Reinhold und Jannik an bei der Arbeit am Hof mitzuhelfen. Zeit spielt dabei keine Rolle. Sie schauen nicht auf die Uhr. Dass Jannik am Bairlas-Hof glücklich ist sieht man ihm an. Nach getaner Arbeit strahlt er und kann stolz darauf sein, was er den ganzen Tag über gemacht und geleistet hat. Auch im Stall bei den Kälbern fühlt sich der 18-jährige wohl. Für Reinhold bedeutet die Stallarbeit einen Ausflug in seine Vergangenheit. In den 70er Jahren hat seine Familie selbst einen kleinen Hof bewirtschaftet und als Kinder haben sie schon von klein auf an mitgeholfen die Kühe zu melken und zu heuen.

Handarbeit bestimmt den Alltag am Bairlas-Hof

Martin Grüner lebt und bewirtschaftet mit seinen beiden Tanten Stephania und Notburga den Bairlas-Hof, der seit 300 Jahren am Ortsbeginn von Sölden zu finden ist, umgeben von steilen Grünflächen. 6,7 Hektar - davon 3 Hektar Pachtfläche - umfasst der Bio-Betrieb. Von der kleinen Terrasse vor dem Bauernhaus blickt man direkt auf den Nederkogel, einem der dominierenden Berge auf 3163 Metern im inneren Ötztal, der von vielen als Wahrzeichen von Sölden gesehen wird. 20 Grauviehrinder stehen im Stall des 62-jährigen Vollerwerbsbauers. Mit Mähtrack, Motormäher, Sense und Schlepper ist er für die Arbeit auf dem Bergbauernhof gerüstet. Schon um sechs Uhr morgens ist auch die 91-jährige Bäuerin Stephania im Stall unterwegs um Martin zu unterstützen.

Die steilen Felder rund um den Hof müssen größtenteils händisch bearbeitet werden, nur wenige Flächen eignen sich für die maschinelle Bewirtschaftung. Sobald der erste Schnitt im Tal hereingebracht und das Gröbste erledigt ist, machen sich die Bewohner des Bairlas-Hofes auf den Weg zur Hainberg-Alm, auf 1980 Metern Seehöhe unterhalb von Hochsölden.

Bei Bedarf nimmt Martin seit einigen Jahren auch freiwillige Helfer und Zivildiener auf seinem Hof auf. Nach zwei Operationen an Schulter und Hüfte ist er um jede Hilfe froh. „Die Situation ist mit jedem Freiwilligen eine Neue“, erzählt Martin, „die Gründe warum sie zu uns kommen sind unterschiedlich. Entweder sie wollen raus aus dem Alltag und das Leben am Bauernhof kennen lernen, oder sie haben gerade keine Arbeit und verbinden diese Übergangszeit mit einem freiwilligen Arbeitseinsatz.“ Einen Aufnahmetest müssen sie bei Martin nicht machen. „Manchen liegt die Arbeit am Bergbauernhof mehr, manchen weniger. Aber so mit der Sense arbeiten, wie der Reinhold, können nur mehr wenige“, schwärmt Martin über die Einsatzfreude seines Gastes.

Vor allem bei der Heuarbeit können die beiden Helfer Landschaft und Natur genießen.

Martin Grüner mit seiner Tante Stephania vor dem 300 Jahre alten Bauernhaus am Bairlas-Hof.

Nach einem arbeitsreichen Tag am Feld kommen die beiden Freiwilligen Reinhold und Jannik glücklich und stolz auf die erbrachte Leistung zum Hof zurück.

Auch Maschinenring-Geschäftsführer Hermann Gahr packt jedes Jahr auf einem Betrieb als Freiwilliger mit an.

Info

Kontakt Tirol

Alina Pinggera steht Ihnen für all Ihre Fragen rund um Freiwillig am Bauernhof in Tirol zur Verfügung.

Melden Sie sich unter der Telefonnummer +43 59060 700 oder via E-Mail.

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