Ertragreiches Grünland durch „Abgestufte Grünlandbewirtschaftung“

Klimatische Herausforderungen und Nährstoffentzug durch häufige Schnitte – unser Grünland ist zunehmend mehreren Stressfaktoren ausgesetzt. Narbenschäden und Ertragsausfälle sind die Folge. Wer in Zukunft mit Grünland gute Erträge erwirtschaften will, kann von abgestufter Grünlandbewirtschaftung (AGw) profitieren. Denn nur Grünlandbestände, die ausgewogen und nachhaltig bewirtschaftet werden, können trotz der schwierigen Bedingungen ertragreich bleiben.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Rahmenbedingungen und Anforderung in der Grünlandwirtschaft kontinuierlich verändert. Längere Vegetationszeiten und steigende Milchleistung bringen aber neue Herausforderungen mit sich: Von früher dreimähdigem Grünland steigerte sich die Nutzungsintensität auf bis zu sechs Schnitte pro Jahr. Deutlich erhöhter Nährstoffentzug, der in der Praxis z.T. aufgrund eingegangener ÖPUL-Verpflichtungen oft nicht gedeckt werden konnte, ist die Folge. Die unterversorgten Bestände weisen mangelnde Vitalität auf und sind zu geschwächt, um Unkraut und Schädlingen zu trotzen.

Abgestufte Grünlandbewirtschaftung

Abgestufte Grünlandbewirtschaftung = dem Bedarf angepasste Flächennutzung

Ein Lösungsansatz, die entzugsorientierte Nährstoffversorgung (wieder) in den Griff zu bekommen, ist die abgestufte Grünlandbewirtschaftung: Dabei werden die Grünlandflächen des Betriebes mit unterschiedlicher Nutzungsintensität 2- bis 6-mähdig geführt. Vorab sind einige Dinge zu beachten:

1) Bestand anpassen

In der Artenzusammensetzung besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Grünland das 2- bis 3-mähdig bzw. einem Grünland das 5- bis 6-mähdig bewirtschaftet
wird. Es dauert drei bis fünf Jahre, bis der Pflanzenbestand an die Bewirtschaftung angepasst ist. Doch es lohnt sich: So ist es möglich, sowohl eiweißreiches als auch rohfaserhältiges Futter für den gezielten Einsatz in der Fütterung zu erwirtschaften.

2) Ertragspotenzial abschätzen

Eine Wiese mit hohem Potenzial wird intensiver bewirtschaftet als eine Wiese mit geringer Ertragserwartung. Also gilt es das Ertragspotenzial der Schläge abzuschätzen. Dies hängt von Lage (z.B. Nord- oder Südhang), Bodenbeschaffenheit sowie Witterungseinflüsse wie z.B. Spätfrost ab und kann sehr unterschiedlich sein.

3) Futterqualität auf Bedarf abstimmen 

Je mehr ich bei der Grundfutterproduktion unterscheide, umso mehr kann ich Futterzukauf, vor allem Eiweißfutter und Stroh, reduzieren und den unterschiedlichen Ansprüchen der Tiere bei der Fütterung gerecht werden. 

4) Feld-Hof-Entfernung bedenken

Die meisten Betriebe haben neben den hofeigenen Flächen auch zusätzliche Schläge gepachtet. Die Wegstrecken in der transportbetonten Grünlandwirtschaft (z.B. bei Ernte und Gülleausbringung) haben sich so wesentlich erhöht. Der Faktor Entfernung spielt daher eine nicht unwesentliche Rolle und sollte bei den Überlegungen über die Mähhäufigkeit entfernter Standorte bedacht werden.

5) Bewirtschaftungseignung der Feldstücke berücksichtigen

Die Bewirtschaftung von Hanglagen oder unförmiger und buckeliger Feldstücke mit Bäumen, Strommasten, Obstbäumen & Co. ist zeitaufwendig und somit kostenintensiv. Es macht nur Sinn, wenn Flächen dieser Art seltener gemäht werden müssen.

Unser Fazit zur abgestuften Grünlandbewirtschaftung

Natürlich verlangt die abgestufte Grünlandbewirtschaftung mehr Grünland-Management und bringt unterschiedliche Erntezeitpunkte mit sich. Doch die Erfahrung zeigt, dass abgestufte Grünlandbewirtschaftung Kosteneinsparungen mit sich bringt: Viele Fahrten fallen weg, durch das Ausschöpfen des Potenzials von ertragsstarken Standorten kann der gesamte Flächenbedarf sinken. Darüber hinaus steigt die Nährstoffausnützung aus dem hofeigenen Dünger und somit ist weniger Zukauf nötig. Die Grundfutterqualität steigt und die Biodiversität nimmt zu. 

Mehr Infos:
  • Bei der Grünlandfachtagung 2017 hat Dipl.-HLFL-Ing. Josef Galler über die Abgestufte Grünlandbewirtschaftung referiert. Sein Vortag kann hier nachgelesen werden.
  • Der Maschinenring informiert Landwirtinnen und Landwirte zum Thema „Zeitgemäße Grünlandbewirtschaftung“ stetig und praxisnah. Darüber hinaus entwickeln wir Konzepte zur mechanischen Unkrautregulierung und Insektenschonung. Mehr Details zum Projekt sind hier zu finden. Mehr Informationen über Aktivitäten wie Feldbegehungen und Infoveranstaltungen erhalten Sie bei Ihrem örtlichen Maschinenring, um als Versuchslandwirtin oder Versuchslandwirt am Projekt teilzunehmen oder in einer Grünlandaktivgruppe mitzuwirken, wenden Sie sich bitte an den regionalen Agrarbetreuer beim Maschinenring.