Verlustarm Sprühen im Weinbau

Verlustarm Sprühen im Weinbau

Das MR Cluster-Projekt „Energie- und Ressourcenmanagement im Agrarbereich“ setzt sich unter anderem mit dem Thema „Verlustarmes Sprühen im Wein- und Obstbau“ auseinander. Der Startschuss im Jahr 2019 wurde im Rahmen des traditionellen Weinbau-Fachtages an der Wein- und Obstbauschule in Krems gesetzt. Die Veranstaltung wurde durch die Maschinenringe Burgenland, Niederösterreich-Wien und Steiermark gemeinsam mit der Fachgruppe Technik, einem Zusammenschluss des Verbands Steirischer Erwerbsobstbauern, und dem Weinbauverband Steiermark, ausgeführt. Bei diversen Veranstaltungen wurde über „Verlustarmes Sprühen“ gesprochen sowie die Technik in der Praxis vorgeführt. Außerdem wurden das Online-Betriebsheft „XComply“ und die innovative Zusatzausrüstung für Weinbausprühgeräte, der Abdrift- & Recyclingschirm namens „Rebenschirm“, präsentiert.

Warum braucht es „Verlustarm Sprühen“?

Das betriebsinterne Einsparungspotenzial durch Treibstoff- und Pflanzenschutzmittelreduktion ist enorm. Zusätzlich geraten landwirtschaftliche Betriebe bei sensiblen Themen wie Pflanzen- und Umweltschutz immer mehr unter Druck. Sichtbare Sprühwolken, Lärmbelästigung und Verschwendung von Ressourcen sind ein Dorn im Auge vieler Bewohner, Umweltaktivisten aber auch Betriebsleiter. Mit „Verlustarm Sprühen“ kann aber auch eine Situation für landwirtschaftliche Betriebe geschaffen werden, in der die öffentliche Akzeptanz gegenüber den Arbeiten in den Kulturen wie z.B. Pflanzenschutzmaßnahmen gestärkt wird. Dadurch wird die Branche als pro-aktiv wahrgenommen und es erhöht sich die Akzeptanz der ansässige Bevölkerung und Touristen gegenüber den Obst- und Weinbauern.

Was ist „Verlustarm Sprühen“?

Im Mittelpunkt der Ausbringtechnik steht die Gebläseluft, mit der die Tropfen zur Behandlungsfläche transportiert werden. Es werden nicht nur grobe oder nur feine Tropfen, sondern beide Tropfenspektren eingesetzt. Im oberen Bereich werden die groben Tropfen für die Abdriftminderung und im unteren Bereich die wasser- und zeitsparenden feinen Tropfen für eine gute Belagsbildung verwendet. Mit der Anpassung des Luftstromes an die Kultur werden beide Parameter positiv beeinflusst, die Abdrift wird erheblich reduziert, während der Belag qualitativ (Tropfendichte, Bedeckungsgrad) und quantitativ (Belagsmasse) deutlich verbessert wird. Im Gebläseluftstrom liegt das Wesentliche von „Verlustarm Sprühen“. Mit der Düsenbestückung allein (egal ob nur grobe, nur feine oder gemischte Tropfen) können die gestellten Anforderungen nicht erfüllt werden. 

Welche Einsparungspotenziale liegen in der Technik „Verlustarm Sprühen“?

Treibstoffeinsparung

Durch die Anpassung der Gebläseluft an die Kultur kann die Gebläsedrehzahl um ca. 30% reduziert werden (z.B. auf 380 U/min der Zapfwelle statt 540 U/min). Das ergibt einen verringerten Energieaufwand von mind. 50%. Bei einem Obst- und Weinbautraktor mit 80 PS (59 kW) beträgt der Kraftstoffaufwand bei Nenndrehzahl ca. 8 l/h, daher beträgt die Einsparung ca. 4 l/h. Hochgerechnet nur auf die österreichische Kernobstfläche würde die Einsparung ca. 230.000 l Treibstoff bzw. 570 t CO2-Emissionen pro Jahr betragen. Analog verhält sich die Situation im Weinbau.

Pflanzenschutzmittel-Einsparung

Eine richtig eingestellte Gebläseluft ermöglicht im Durchschnitt übers Jahr ca. 25 % Einsparung an Pflanzenschutzmitteln. Allein auf die österreichische Kernobstfläche umgelegt bedeutet das eine Einsparung von jährlich ca. 2 Millionen Euro. In der Praxis vergrößert sich das Einsparungspotential um den Weinbau (45.500 ha – lt. Statistik Austria), da die Situation mit der Gebläseluft ident zum Obstbau ist. 

Praktische Umsetzung

Das große Interesse der Obst- und Weinbauern am „Verlustarm Sprühen“ gibt es nicht nur in der Steiermark. Das veranlasst den Maschinenring Niederösterreich-Wien gemeinsam mit der steirischen Fachgruppe Technik (vom Obst- und Weinbauverband) das umweltschonende Verfahren auch in Niederösterreich einzuführen. Die praktische Umsetzung startete am Kremser Weinbau-Fachtag. Es begann mit der Überprüfung und Einstellung der Sprühgeräte für die verlustarme Mittelausbringung. Dazu stand ein von der Fachgruppe Technik entwickelter Luftprüfstand zur Verfügung. Mit diesem wird der Gebläseluftstrom optimiert, um die Tropfen zielgenau zur Behandlungsfläche transportieren zu können. Der zweite Schritt erfolgte im Obst- oder Weingarten, wo der Landwirt die Informationen zur ressourcenschonenden Ausbringung der Mittel erhält. Er muss wissen, wie schnell er fahren soll, welche Gebläsedrehzahl er einstellen muss und vieles mehr. Von der Software „XComply“ bekommt er diese Informationen auf sein Handy. Dieses Programm unterstützt ihn ebenso bei der Auswahl und Dosierung der Mittel mit der Dokumentation aller durchgeführten Maßnahmen. Für schwierige Bedingungen, z.B. Austriebsspritzungen oder bei Wind steht für das „Verlustarm Sprühen“ der Rebenschirm als Zusatz zum bestehenden Sprühgerät zur Verfügung.

Bewusstsein schaffen durch Veranstaltungen

Mittlerweile wurde von einer großen Anzahl von Wein- und Obstbauern in die neueste Technik, wie Überzeilenspritzen oder Recyclingabsaugungen, von Sprühgeräten investiert. Die Spritzen sind zwar gesetzlich überprüft, das Gebläse wird dabei aber oft außer Acht gelassen. Durch Veranstaltungen und Versuchsprojekte seitens des Maschinenring soll die Message der verlustarmen Sprühtechnik an den Mann/die Frau gebracht werden.