Klimawandel: Worauf sich die Landwirtschaft einstellen muss

Die Landwirtschaft ist vom Klima abhängig. Unser Klima ändert sich. Folglich wird sich die Landwirtschaft ändern müssen. Wo setzen wir in der Bewirtschaftung von Grünland, Acker, Forst und Almen an?

Klimaleugner, Klimakleber und alle Facetten dazwischen diskutieren über den Klimawandel. Wer schuld sei, ob er aufzuhalten sei, ob er die Erde zerstöre, oder alles halb so wild wäre. Fakt ist, es wird wärmer. Damit werden unsere Pflanzenbestände zu kämpfen haben: Hitzestress, neue Schadorganismen, Extremwetterereignisse.

 

Jedes Grad zählt

Österreich – und vor allem der Alpenraum – ist davon im globalen Vergleich besonders betroffen, die Temperatur stieg hierzulande um 2°C seit Beginn der Industrialisierung an. Klingt für den Laien nicht viel, aber Landwirte wissen: Jedes Grad zählt. Ganze Arten von Insekten und Pflanzen, die sich nicht anpassen können, sterben. Das Hochwasserrisiko steigt überproportional, die Hitzetage werden mehr, Dürreperioden und Wassermangel zum Problem.

 

Im Dauergrünland mittel- und langfristig denken

Im Ackerbau kann man sich durch Fruchtfolge und geeignete Sorten auf Trockenheit und Hitze relativ schnell einstellen, im Grünland muss man hingegen mittel- bis langfristig denken und planen. Hitze und Trockenheit bedeuten im Extremfall, dass Tierfutter knapp wird. 2018/2019 war genau das der Fall. Um Grünland zukunftsfit aufzustellen, muss dem Grünlandbestand das, was ihm durch Nutzung entzogen wird auch wieder durch Düngung rückgeführt werden. Laufende Nachsaat, bedarfsorientierte Düngung und der richtige Schnittzeitpunkt sind hier besonders wichtig. Der erste Schritt, um die Trockentoleranz im Grünland zu erhöhen, ist, das Problemgras Gemeine Rispe weitgehend aus dem Bestand zu entfernen, denn dann können trockentolerantere Arten wie Knaulgras und Rotklee besser etabliert werden. Beratung und Hilfe für die Aufwertung deines Grünlandes erhältst du von unseren Profis im Ring.

 

Acker- & Sonderkulturen werden interessanter

Durch den Temperaturanstieg gedeihen nun in kühleren bzw. höher gelegenen Gebieten Pflanzen, die dort noch vor wenigen Jahrzehnten keine Erträge geliefert hätten. Alternative Kulturen wie Hülsenfrüchte, bestimmte Getreidearten, aber auch Gemüseanbau werden dadurch interessanter.

 

Sonderkulturen: So gelingt der Einstieg

  1. Ressourcen schaffen: Ein Betrieb, der in Sonderkulturen einsteigt, braucht vor allem eines: freie Ressourcen. Innerhalb des Maschinenrings werden Standarddienstleistungen unkompliziert übernommen. Die Arbeit passt, die Organisation und Abrechnung erfolgt über den Ring, der Landwirt hat den Kopf frei für Neues.
  2. Standort prüfen: Nicht jede Kultur gedeiht auf jedem Standort. Der erste Schritt besteht deshalb immer in einer Bodenuntersuchung. Über den Maschinenring sind Laboruntersuchungen für jedermann zugänglich.
  3. Erfahrungen nutzen: Durch den Maschinenring sind die Mitgliedsbetriebe bestens vernetzt. Wir greifen auf Erfahrungen von Kollegen zurück, besuchen Versuchsbetriebe, organisieren Feldbegehungen, uvm.
  4. Investieren in Technik – aber sinnvoll: Spezialmaschinen sind teuer und können am eigenen Betrieb nicht komplett ausgelastet werden. Eine gute Alternative sind Maschinengemeinschaften. Der Maschinenring berät und organisiert bereits seit vielen Jahren Gemeinschaften.

 

Wald im Wandel

Wer heute einen Baum pflanzt, müsste 60 – 120 Jahre in die Zukunft blicken können. Fest steht, dass der Klimawandel bestimmte Arten anfällig für Schäden und Krankheiten macht. Die Fichte, die die mit Abstand am häufigsten vorkommende Baumart, ist der Brotbaum der Forstwirtschaft. Sie wächst schnell und ist vielseitig zu verarbeiten. Doch sie wurzelt flach. Wird es trockener, wird sie geschwächt und ist anfällig für Schädlinge. Bei Aufforstungen und Naturverjüngung lohnt es sich, sich von unseren Profis beraten zu lassen. Heimische Wälder werden sich künftig aus weniger Nadel- und mehr Mischwäldern zusammensetzen, die Waldobergrenze verschiebt sich nach oben. Tanne, Lärche, Douglasie, Eiche, Buche und Weißkiefern werden mit den zukünftigen Bedingungen wohl besser zurechtkommen als die Fichte.

 

Wird es noch Almen geben?

Wir werden mit zunehmendem Klimawandel Almgebiete verlieren. Die viel längere und wärmere Vegetationsperiode verursacht gerade in den Almgebieten eine extreme Steigerung des Biomassezuwachses. Auch die Baumgrenze steigt damit rasant an. Zwergsträucher, Sträucher und Bäume drängen immer stärker in das alpine Grasland. Grundsätzlich gilt: Almweiden, die nicht durch entsprechende Nutzung/Beweidung freigehalten werden, wird sich die Natur in Form von Wald zurückholen. Um wieder mehr Weidevieh auf die Almen zu bekommen haben wir die kostenlose Almplatzbörse ins Leben gerufen: www.almplatz.at.

 

Wer ist schuld am Klimawandel?

Einfach gesagt: Wir alle. 2/3 der Treibhausgase sind die Folge unseres Konsums, unseres Hungers nach Energie & Strom und unseres Wunsches nach uneingeschränkter Mobilität. Die Landwirtschaft hält mit 11% einen, im Verhältnis zu unserem Konsum- & Mobilitätsverhalten, geringen Emissionsanteil und erzeugt dabei aber etwas Lebensnotwendiges: unsere Nahrung. Trotzdem ist auch die Landwirtschaft gefordert, ihren Beitrag zu leisten.

 

Killt die Kuh das Klima?

Nein. Der Mythos „Klimakiller Kuh“ beruht auf einer 2006 veröffentlichten Studie der Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO, der eine falsche Berechnung zugrunde liegt. Das Schlagwort Klimakiller Kuh hat sich jedoch hartnäckig in den Köpfen festgesetzt. Die Rinderhaltung in Österreich verursacht nur knappe 5% unserer Treibhausgasemissionen. Allein unsere persönliche Mobilität (Personenverkehr) verursacht hingegen 19% der Treibhausgase. Außerdem können wir auf das Rind im ackerungeeigneten Berggebiet nicht verzichten. Denn es baut das für den Menschen unverdauliche Gras in essbare Nahrung um.

 

Rettet eine vegane Ernährung unser Klima?

Eine komplett vegane Ernährung wird das Klima nicht retten, denn die großen Verursacher sind Mobilität, Konsum und Wohnen. Aber es ist trotzdem sinnvoll, weniger Fleisch zu konsumieren. Wenn wir statt täglich nur mehr zwei- bis dreimal pro Woche Fleisch essen, tut das unserer Gesundheit, der Umwelt und dem Klima gut. Im Übrigen: Vor 60 Jahren war es ganz ohne Trend-Veganer auch bei uns nicht üblich täglich Fleisch zu essen.

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