Anpassung Weidewirtschaft an Klimawandel

Anlässlich der Pongauer Generalversammlung im März gab es ein bei den Almbauern vielbeachtetes Referat von DI Siegfried Steinberger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Er berichtete über einen mehrjährigen Weideversuch auf der Haaralm bei Ruhpolding. Maschinenring-Geschäftsführer und Almpflege-Experte Jakob Saller  fasst die Erkenntnisse zusammen.

 

Flächenfreistellung

Flächenfreistellung durch Kombination aus technisch-manueller Maßnahme und Beweidung durch Schafe oder Ziegen.

Hüten

Anstelle des gezielten Hütens - hier durch Christian Salchegger, Oberhofbauer in Filzmoos - kann man mit einem mobilen, elektrischen Weidezaunsystem die Herde lenken.

„Wir haben in den letzten Jahren in Verbindung mit dem Salzburger Almerhaltungsprogramm viele Maßnahmen mit technischen Hilfsmitteln und manueller Kraft auf den Pongauer Almen umgesetzt.  Für mich ist es eine logische Konsequenz, dass man jetzt mit verstärktem Weidedruck auf diesen bearbeiteten Flächen nachlegt, um diese auch nachhaltig in attraktive Weideflächen umzuwandeln. Wichtig ist, dass man auch bei künftigen Maßnahmen im Vorfeld Altlasten (zB Weiderückstände)  aus den letzten Jahren und Jahrzehnten beseitigt und damit die Basis für junges, frisches und sauberes Futter für das Weidevieh schafft.

Der Klimawandel hat die Vegetationszeit auf den Almen deutlich verändert: Die Weidezeit beginnt um ca. 3-5 Wochen früher als noch vor 3-4 Jahrzehnten und dauert damit deutlich länger. Die Folge ist, es wächst wesentlich mehr Biomasse (Weidefutter) in einem Almsommer zu, die verwertet werden muss, um nicht neuerlich „überstandiges“ Futter zu produzieren. So haben die traditionellen Auftriebszeiten ihre Berechtigung aus fachlicher Sicht verloren. Der Almbauer muss in Zukunft zeitiger als bisher das Futterangebot auf seiner Alm prüfen und darf den Auftrieb nicht mehr vom Datum abhängig machen. Möglicherweise steht nämlich zum gewohnten Zeitpunkt bereits zu viel Futter.  Durch die frühere, intensivere Bestoßung mit Weidevieh kommt es auch zu einem vermehrten Düngeeintrag. Junges, frisches, qualitativ sehr gutes Futter steht verstärkt zur Verfügung. Zur Hälfte des Almsommers sollte die Futterfläche zumindest einmal komplett abgefressen sein, damit für die zweite Periode wieder frisches Futter zur Verfügung steht. Es ist falsch zu glauben, dass man auf der Alm im Frühjahr Futterreserven anlegen kann für die späteren Perioden des Almsommers.

Entscheidend ist auch eine durch Zäunung geregelte Weideführung, wobei eine kurze, intensive Beweidung der Koppeln sinnvoll ist. Erst wenn Koppelflächen gänzlich abgefressen sind, soll das Vieh in eine nächsthöhere Lage gehen können.

Vegetationszeit auf Almen

Aufgrund des Klimawandels beginnt die Vegetationszeit auf unseren Almen um ca. 3 Wochen früher als noch vor 3-4 Jahrzehnten. Deshalb ist ein Festhalten an traditionellen Auftriebsterminen fachlich nicht mehr gerechtfertig.

Von Seiten des MR Pongau sind wir bemüht eine Pilotalm zum Zweck eines Weideprojekts zu finden und dieses entsprechend fachlich begleiten zu lassen. Allen Alm- und Sennleuten wünsche ich einen guten Almsommer für Mensch und Vieh.

 

Einladung zur Exkursionsteilnahme:  Dienstag, 4. August 2015

Reise ins Bayerische zu Siegfried Steinberger auf die Haaralm. Anmeldung bis 24. Juli im Pongauer Büro.