Tiroler Blumenwiesn sichern Lebensmittelversorgung und Artenvielfalt

Wie wichtig Regionalität ist, haben gerade die letzten Monate gezeigt: Verantwortung für die unmittelbare Umgebung zu übernehmen und selber dazu beizutragen, dass auch künftigen Generationen heimische Lebensmittel zur Verfügung stehen, wird für Tirolerinnen und Tiroler zunehmend wichtig. Genau hier setzt das Projekt Tiroler Blumenwiesn an: „Ohne Insekten wären unsere Regale und unsere Kühlschränke leer. Zwei Drittel aller blühenden Wild- und Kulturpflanzen sind darauf angewiesen, von Insekten bestäubt zu werden“, unterstreicht LHStv. Josef Geisler die Bedeutung für die Lebensmittelversorgung.
 
Acht Partner –  Land Tirol, Maschinenring, Tiroler Imkerverband, Obst- und Gartenbauvereine Tirols, Tiroler Gemeindeverband, Tiroler Bildungsforum (Natur im Garten), Landwirtschaftskammer Tirol und Gemüseland Tirol – arbeiten bereits seit 2019 intensiv zusammen, um im ganzen Land Blühflächen als nachhaltigen Lebensraum und Nahrungsquelle für Bienen und andere nützliche Insekten zu schaffen. 2020 wurden nicht nur entsprechende Samenmischungen entwickelt und getestet, sondern auch die ersten Tiroler Blumenwiesn angelegt. 

Christian Angerer (Maschinenring), Matthias Karadar (Natur im Garten), Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler, Reinhard Hetzenauer (Tiroler Imkerverband) und Hannes Gschwentner (Neue Heimat Tirol) auf einer der ersten angelegten Tiroler Blumenwiesn.

Im Saatgut steckt viel Know-how
Die Samenmischungen mussten für unterschiedliche Einsatzbereiche entwickelt werden: Neben den Samenmischungen für den öffentlichen und privaten Bereich gibt es Mischungen für den Einsatz auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, die natürlich anderen Anforderungen entsprechen. 

In den Saatgutmischungen steckt viel Know-how: Gemeinsam mit der Genbank des Landes Tirol und Christian Partl (Fachbereich Landwirtschaftliches Versuchswesen) wurden diese in Zusammenarbeit mit Natur im Garten und Samen Schwarzenberger entwickelt und traditionelle Tiroler Pflanzen wie Ötztaler Lein und verschiedene Buchweizensorten integriert. Hier wird natürlich laufend weitergearbeitet: Zusätzliche, geeignete Tiroler Sorten werden gezielt vermehrt, sodass diese hinkünftig einen noch größeren Anteil der Mischung bilden. 

„Neben der Mitarbeit bei der Entwicklung des Saatguts stehen wir Gemeinden und Hobbygärtnerinnen und -gärtnern vor allem im Bereich Wissensvermittlung rund um naturnahe Gestaltung von Gärten und öffentlichen Grünflächen zur Seite“, beschreibt Matthias Karadar (Natur im Garten / Tiroler Bildungsforum).

Gemeinsam Lebensraum für Biene, Hummel, Schmetterling & Co. schaffen
„Insekten sind für das Ökosystem unverzichtbar. Sie tragen zur Vermehrung von Pflanzen ebenso bei wie zur Fruchtbarkeit des Bodens und leisten als Bestäuber einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit Nahrungsmitteln. Sie haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Biodiversität, auf die wiederum Insekten, Vögel und andere Tiere als Nahrungsquelle angewiesen sind“, so Obmann Christian Angerer (Maschinenring Tirol). Dass im Projekt alle Bereiche abgedeckt werden – private Gärten und öffentliche Grünflächen ebenso wie landwirtschaftliche Flächen – ist die besondere Stärke der Tiroler Blumenwiesn und ermöglicht es, auf die spezifischen Anforderungen einzugehen: „Im Bereich der öffentlichen Flächen und im Privatgartenbereich geht es vor allem auch um Aufklärungsarbeit, dass eine derartige Wiese den Jahreszeiten und dem natürlichen Wachstum entsprechend auch einmal eher nach „Wildnis“ ausschauen kann – ein Kontrast für alle, die bislang immergrün getrimmte Rasenflächen gewohnt waren. Wer die ökologische Blühfläche professionell anlegen lassen möchte, beauftragt am besten unsere Gartendienstleister, die hierfür auch besonders ausgebildet wurden“, so Angerer abschließend. 

„Für unsere 32.000 Bienenvölker, Hummeln und Wildbienen ist jede neue Tiroler Blumenwiesn ein Gewinn“, beschreibt Reinhard Hetzenauer vom Tiroler Imkerverband, der ebenfalls Projektpartner ist. Denn – und das ist oftmals nicht bekannt – exotische Blühpflanzen in Gärten erfreuen zwar das Auge, sind aber nicht immer bzw. nur bedingt Nahrungsquelle für Biene, Hummel & Co. 

Es summt in Brixlegg, Imst und Innsbruck
Heuer freuen sich die Partner bereits auf weitere Tiroler Blumenwiesn, die in den kommenden Wochen angelegt werden: Im Bereich der Landesstraßen entstehen zusätzlich zu einer im vergangenen Jahr angelegten Fläche in Haiming im Nahbereich des Kreisverkehrs Brixlegg sowie in Imsterberg auf rund 1.800 m² Blühflächen. Auch die landwirtschaftliche Lehranstalt Imst ist mit dabei und legt in der Nähe des Gutshofs Blühstreifen an, um auch die Schülerinnen und Schüler für dieses Thema zu sensibilisieren. 

Die Neue Heimat Tirol, die im vergangenen Jahr die erste Blühfläche durch den Maschinenring gestalten hat lassen, plant weitere Projekte: „Für uns war die Entscheidung, in unserer Wohnanlage in der General-Eccher-Straße eine Tiroler Blumenwiesn anlegen zu lassen, genau richtig. Mit den Fachleuten vom Maschinenring hatten wir die perfekten Partner und so planen wir aktuell schon eine weitere Fläche direkt im Nahbereich unseres Bürogebäudes in der Gumppstraße“, so GF Hannes Gschwentner (NHT).

„Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit so engagierten Partnern das Projekt aus der Taufe heben konnten. Wir tragen die Botschaft mit den sympathischen Holztafeln, mit denen öffentlich angelegte Tiroler Blumenwiesn gekennzeichnet werden bzw. auf allen unseren Kanälen nach außen und hoffen, dass in diesem Sommer viele weitere bienenfreundliche Blühflächen entstehen werden“, so LHStv. Josef Geisler und Obmann Christan Angerer (Maschinenring) abschließend.

Maschinenring-Gartenexperte Andrä Hackl zeigt hier die Samenmischungen für all jene, die selber eine Tiroler Blumenwiesn anlegen möchten. Erhältlich ist die Mischung mit alten Tiroler Sorten wie Öztaler Lein beim Tiroler Fachhändler Samen Schwarzenberger  oder im  my-regio Shop des Maschinenring. Alle Infos rund um die Tiroler Blumenwiese findet man auf www.tiroler-blumenwiesn.at