Freiwillig am Bauernhof erweitert

Freiwilliges Umweltjahr

Magdalena (M.) hilft im Zuge des Freiwilligen Umweltjahres neun Monate auf unterschiedlichen Tiroler Bauernhöfen mit. Aktuell ist sie am Hieserhof bei Bettina Siller (r.) in Neustift im Einsatz, der von Julia Sieberer (l.) koordiniert wurde.

Das Freiwillige Umweltjahr ergänzt die Einsatzmöglichkeiten bei Freiwillig am Bauernhof – Magdalena ist im Stubaital im Einsatz

Freiwillig am Bauernhof organisiert jährlich rund 500 Einsätze von freiwilligen Helfern, die Tiroler Bauernfamilien gegen Kost und Logis im Arbeitsalltag unterstützen. 101 Betriebe aus Nord- und Osttirol sind Mitglied beim Verein und greifen so für Stall und Erntearbeiten sowie alle weiteren Arbeiten, die in der Landwirtschaft und rund um den Hof anfallen, auf Freiwillige zurück. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von mehrwöchigen Aufenthalten über Tageseinsätze ohne Übernachtung für kurzfristige Arbeiten bis hin zu Gruppeneinsätzen. Seit Herbst letzten Jahres ist Freiwillig am Bauernhof zudem Einsatzstelle des Freiwilligen Umweltjahres, eines Freiwilligendiensts im Umweltbereich, der es motivierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen ermöglicht, bei über 40 Einsatzstellen in Österreich mitzuarbeiten. Drei Teilnehmerinnen und Teilnehmer – zwei Mädels und ein Bursche im Alter von 18 bis 20 Jahren – haben sich für diese Form der Freiwilligenarbeit entschieden und helfen nun seit September auf Betrieben in Tirol mit. Neben der Arbeit in der Landwirtschaft absolvieren sie unterschiedliche Seminare, wofür sie von der jeweiligen Einsatzstelle freigestellt werden. Für den männlichen Freiwilligen gilt das Freiwillige Umweltjahr als Zivildienstersatz und dauert zehn Monate, die Helferinnen bleiben ein Jahr beziehungsweise neun Monate. Das über den Verein Freiwillig am Bauernhof koordinierte Freiwillige Umweltjahr (FUJ) bietet Bäuerinnen und Bauern eine kostengünstige Möglichkeit, für einen längerfristigen Zeitraum Unterstützung am Betrieb zu bekommen. Aufgrund der Tatsache, dass die Teilnehmer des FUJ unfall-, kranken-, pensions- und haftpflichtversichert werden, entstehen Kosten, die durch einen pauschalen Stundensatz abgedeckt werden. Die Einsatzzeit der Teilnehmer ist im Freiwilligengesetz geregelt und entspricht 34 Stunden pro Woche.

Von der Großstadt auf Tiroler Bergbauernhöfe
Eine der drei Freiwilligen, die im Zuge des Freiwilligen Umweltjahres für neun Monate auf Tiroler Bauernhöfen im Einsatz ist, ist die 19-jährige Magdalena aus Stammersdorf in Wien. Nach der ersten Station, einem Milchviehbetrieb im Wipptal, wo sie bis Februar hauptsächlich bei der Stallarbeit und im Haushalt mitgearbeitet hat, ist sie nun auf dem Hieserhof der Familie Siller in Neustift im Stubaital im Einsatz. Dort hilft sie im Stall bei der Versorgung der Mutterkühe, Kälber, Pferde, Ziegen und Hühner und übernimmt auch die Kinderbetreuung sowie verschiedene Aufgaben im Haushalt, während sich Bettina Siller um das Betriebsstandbein Urlaub am Bauernhof mit zehn Betten kümmert. Für Magdalena bietet das Freiwillige Umweltjahr eine Auszeit, um sich nach der Schulausbildung zu orientieren, wohin sie ihr weiterer Lebensweg führen soll. „Nach der Matura im letzten Jahr wusste ich nicht, was ich machen möchte – ich brauchte einfach etwas Zeit, und diese wollte ich sinnvoll nutzen und dabei auch etwas Neues kennenlernen. Mittlerweile habe ich den Entschluss gefasst, die Ausbildung zur Ergotherapeutin zu machen – sofern die Aufnahmeprüfung klappt. Die Alternative wäre ein Studium an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien“, erzählt die Freiwillige, für die der Umgang mit „so großen“ Tieren wie den Pferden eine völlig neue, aber spannende Erfahrung ist. „Man lernt unglaublich viel Neues für das weitere Leben und auch über die verschiedenen Aspekte und Abläufe in der Landwirtschaft“, so Magdalena.

Neben der Versorgung der Mutterkühe, Kälber, Pferde, Ziegen und Hühner unterstützt
Magdalena Familie Siller auch im Haushalt und bei der Kinderbetreuung

Entlastung im bäuerlichen Arbeitsalltag
Für Betriebe wie den Hieserhof stellen Freiwillige eine wertvolle Stütze bei den vielen anfallenden Arbeiten dar. „Wir sind sehr froh über die zusätzlichen helfenden Hände, die uns Freiwillig am Bauernhof vermittelt. Vielfach kommen dieselben Freiwilligen immer wieder, und es entstehen dauerhafte Freundschaften“, erklärt Bettina Siller, die den Hof gemeinsam mit ihrem Mann Franz, der zusätzlich als Elektriker arbeitet, führt. „Für Jugendliche ist ein solcher Einsatz eine gute Schule für das weitere Leben. Sie kommen für einen längeren Zeitraum in eine fremde Familie und erleben dabei auch einen völlig neuen, ihnen vorher völlig unbekannten Tagesablauf – hierfür haben sie meinen größten Respekt. Generell bietet Freiwillig am Bauernhof die Möglichkeit, Menschen den Ursprung des Lebens begreifbar zu machen. Vielfach wird heutzutage darauf vergessen, dass man zuerst was geben muss, um dann etwas zurückzubekommen. Das ist in der Landwirtschaft bei der Produktion von wertvollen Lebensmitteln so und auch im täglichen Leben“, ist die Stubaier Landwirtin begeistert von der vom Maschinenring und der Landwirtschaftskammer gegründeten Freiwilligenorganisation.

Der Hieserhof setzt neben Urlaub am Bauernhof auch auf Mutterkuhhaltung

Für weitere Informationen und Einsatzmöglichkeiten bei Freiwillig am Bauernhof steht Julia Sieberer zur Verfügung.
www.freiwilligambauernhof.at