"Bauern müssen Bauern bleiben können"

Landesobmann Haas will Entwicklungen anstoßen und eine Richtung vorgeben.

Der Maschinenring ist mit mehr als 3.000 Dienstleistern und Mitarbeitern eines der wichtigsten Unternehmen des ländlichen Raumes in Tirol. Rund 7.000 Mitgliedsbetriebe zählt der Verein und gehört so zu den größten bäuerlichen Organisationen. Du wurdest zum dritten Mal als höchster Eigentumsvertreter gewählt. Was ist das für ein Gefühl für dich?

Die Wiederwahl fühlt sich für mich nach einer großen Erwartungshaltung an. Die Leute erwarten sich etwas, vor allem die Mitglieder, ansonsten wird man nicht noch mal gewählt. Es ist eine Aufgabe, die viel Verantwortung beinhaltet, gerade was die soeben genannten Zahlen betrifft. Ich habe den Maschinenring immer als lösungsorientiert gesehen, und genauso sehe ich mich auch: als jemand, der nicht nur über die Dinge redet, sondern Entwicklungen anstößt und die Richtung vorgibt, um auch für die Zukunft Lösungen anzubieten.

 

Du kannst nach acht Jahren im Amt als oberster Funktionär auf eine starke Entwicklung zurückblicken. Was waren dabei für dich die größten Herausforderungen?

Die größten Herausforderungen sehe ich darin, dass man den agrarischen Bereich entsprechend seiner Basis, die er für den Maschinenring darstellt, weiterentwickelt und den Mitgliedern adäquate Unterstützung anbieten kann. Das ist damals schon eine große Herausforderung gewesen, wird in Zukunft sicher noch schwieriger und wird mehr von unserem Engagement erfordern.

 

Haben wir im Agrarbereich korrekte Lösungen für aktuelle Fragestellungen oder brauchen wir neue Entwicklungen?

Der Maschinenring hat immer auf vorhandene Situationen reagiert und zudem darauf geachtet, was es zukünftig braucht. Aktuell haben wir ein gutes Angebot und für die Zukunft haben wir mit der Agrarstrategie schon die Schienen gelegt, sodass wir im Agrarbereich auch weiterhin erfolgreich sein können.

 

Was waren für dich als Landesobmann die größten Erfolge und Misserfolge und wo siehst du Verbesserungspotenzial?

Der größte Erfolg ist die enorme Entwicklung des Maschinenring im Gesamten und die Tatsache, dass wir diese Entwicklung abgesichert haben. Im maschinellen Bereich im Berggebiet und in der Haushaltshilfe haben wir noch nicht das erreicht, was wir uns zum Ziel gesetzt haben. Auch kommt es immer noch vor, dass viele Bauern Maschinen auf Kosten der Substanz der Betriebe kaufen, obwohl sie nicht ausgenützt werden können, anstatt die Vorteile des Maschinenring in Anspruch zu nehmen.

Wir werden die grundsätzliche Situation über alle drei Geschäftsbereiche weiter entwickeln müssen. Die Ringgrenzen müssen durchlässiger und die Zusammenarbeit unter den Ringen muss verstärkt werden, damit auch dort die Kooperationen umfassender gelebt werden können.

„Mit der Jugend hat die Landwirtschaft in Tirol Zukunft", so Haas.

Der Maschinenring ist nicht nur wichtiger Arbeitgeber für die Landwirtschaft, sondern mit über 100 Mitarbeitern auch wichtiger Arbeitgeber für Angestellte. Wie sieht für dich die optimale Struktur eines solchen Unternehmens aus?

Eine schlanke Struktur, die an der Basis in den Bezirken verankert ist, war schon immer ein Wesen des Maschinenring. Ein wesentliches Merkmal ist auch die Nähe der Mitarbeiter zu den Mitgliedern. Es ist wichtig, dass die Landwirte wissen, wer für ihren Bereich zuständig ist und wen sie mit ihren Fragestellungen im Bezirksbüro oder im Landesbüro ansprechen können. Man muss aber auch ganz klar feststellen, dass wir, um die Aufgaben der Zukunft erfüllen zu können, einen entsprechenden Mitarbeiterstab brauchen.

 

Mit Martin Zürcher aus Volders und Hermann Huber aus Kitzbühel stehen dir zwei neue junge Landesobmann-Stellvertreter zur Seite. Was bedeutet für dich dieser Generationenwechsel und welche Veränderungen und Chancen ergeben sich daraus?

Ich sehe in jedem jüngeren Nachfolger, der in die Funktionärsebene einsteigt, eine Chance für die Zukunft. Er sieht die Dinge anders. Er sieht sie aus seinem Lebensalter heraus und er sieht sie aus den Anforderungen an seine Lebensgestaltung. Beide Obmann-Stellvertreter sind in Ringen tätig, die gut aufgestellt sind, und deshalb erwarte ich mir sehr viel an Input von den jungen Obmann-Stellvertretern.

 

Du bist in der Jugendausbildung als Fachlehrer an einer der führenden Lehranstalten für Landwirtschaft tätig und arbeitest mit jungen Menschen. Wo siehst du die Herausforderungen der neuen Generation in der Landwirtschaft?

Die Jugend stellt sich das Leben anders vor, als wir es aus meiner Zeit gewohnt waren. Es gibt einen Punkt, der fasziniert mich heute als Lehrer immer noch genauso wie damals, als ich angefangen habe, an der Schule zu arbeiten. Junge Menschen sind fast immer optimistisch. Sie jammern nicht immer über das, was alles nicht funktioniert. Deswegen hat die Landwirtschaft in Tirol Zukunft. Österreich hat im europäischen Vergleich den höchsten Anteil an gesicherter Hofnachfolge.

 

Wie siehst du den Bauern in der Zukunft und welche Möglichkeiten bietet der Maschinenring dem Landwirt?

Landwirte werden in Tallagen immer größere Flächen und Betriebe bewirtschaften. Diesem Trend wird niemand entkommen, zumindest bei der derzeitigen Entwicklung. Auch im Berggebiet ist diese Entwicklung teilweise zu beobachten. Ich denke, dass jeder, der Bauer sein will und entsprechende Betriebsleiterfähigkeiten mitbringt, auch in Zukunft Bauer sein wird.

Durch den Maschinenring kann der Landwirt bei einer Betriebsgröße, die nach dem europäischen Maßstab nicht groß genug zum Überleben ist, Zusatzeinkommen erwirtschaften. Damit hat er zwei Standbeine und kann den Betrieb auch weiterführen.

 

Welche Ziele hast du dir für die neue Amtsperiode gesetzt, welche Visionen verfolgst du?

Das wesentliche Ziel ist die Umsetzung der Agrarstrategie. Wenn mir einzelne Bauern sagen könnten, sie haben wegen der Erwerbskombination über den Maschinenring Bauer bleiben können, wäre das für mich der größte Erfolg. Gelingt das zumindest zum Teil, haben wir schon viel von dem Ziel erreicht.

 

Wie schaffst du es, alle Aufgaben als Fachlehrer, Bauer, und deine Tätigkeiten beim Maschinenring unter einen Hut zu bringen? Was treibt dich an?

Für mich ist und war im Beruf immer wesentlich, das machen zu können, was mir am Herzen liegt. Das sind die Natur und die Arbeit mit jungen Menschen. Deshalb bin ich Lehrer und Bauer. In diesen Bereichen bin ich sehr engagiert. Ich schaffe das deshalb, weil meine Familie, meine Frau und meine fünf Kinder, hinter mir steht und mich unterstützt.