Lenksysteme und Section Control

Eine Bewirtschaftung mit einem Lenksystem hat nicht nur direkte Vorteile bei der Fahrt selbst, sondern zusätzlich – in Kombination mit Teilbreitenschaltungen (engl. Section Control) – auch Einsparmöglichkeiten bei Pflanzenschutzmittel und Dünger. Eine ziel- und bedarfsgerechte Ausbringung derselben spart Treibstoff, Betriebsmittel und reduziert die Umweltbelastung. 

In unserem Maschinenring Cluster-Projekt „Energie- und Ressourcenmanagement im Agrarbereich“ setzen wir uns unter anderem mit diesem Thema auseinander und analysieren, gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Partner, der Universität für Bodenkultur, die Einsparpotenziale von Lenksystemen in Kombination mit Teilbreitenschaltungen.
 
Betrachtet man die Entwicklung der Maschinenring Mobil RTK Nutzerzahlen (ca. 300, Stand Oktober 2019) und die Förderansuchen für Lenksysteme (ca. 800 seit 2017, Stand Oktober 2019, Quelle: LK NÖ), so ist klar zu erkennen, dass diese teilautonomen Systeme längst Einzug in die Bewirtschaftungsmethoden der niederösterreichischen Betriebe gehalten haben. 
Aus unserem vergangenen Energieeffizienzprojekt konnte hier das reine Einsparpotenzial, je nach Arbeitsbreite und Feldform mit ca. 4 % (Diesel/CO2), beim Einsatz eines RTK-gestützten Lenksystems, beziffert werden. 
Einsatz von Teilbreitenschaltungen Neben dem Fahren mit Lenksystem, birgt der kombinierte Einsatz einer sogenannten Teilbreitenschaltung weitere Vorteile. Dem Grunde nach bezeichnet diese Funktion das Ein- und Ausschalten des Arbeitsgeräts (oder Teilen davon) bei der Flächenbearbeitung. 
 
Das Ausschalten von einzelnen Modulen/ Teilen des Arbeitsgeräts, den sogenannten Teilbreiten, ermöglicht die Vermeidung von Überlappungen oder eine Fehlapplikation. Das Deaktivieren dieser Teilbreiten kann manuell, aber auch automatisiert erfolgen. Vor allem in Kombination mit einem Lenksystem, welches die entscheidenden geografischen Parameter, nämlich die aktuelle und vergangene Position des Traktors, an das Arbeitsgerät weitergibt, kann der Ein- und Ausschaltvorgang automatisch erfolgen. Hier gibt es aber auch Systeme, die ohne Lenksystem, nämlich mit einem eigenen Satellitenempfänger, arbeiten.
 
Hauptsächlich findet diese Technik bereits Anwendung bei
  • Pflanzenschutzspritzen: Abschaltung von Düsengruppen oder einzelnen Düsen (Einzeldüsenabschaltung)
  • Mineraldüngerstreuern: Veränderung des Wurfbildes 
  • Sämaschinen: Abschaltung einzelner Säkörper
 
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: 
  • Vermeidung von Überlappungen
  • Vermeidung von Fehlapplikationen 
  • Einsparung von Betriebsmitteln
  • Entlastung des Fahrers 
Im Idealfall sind die Feldaußengrenzen/ Feldkonturen im Lenksystemterminal der Zugmaschine hinterlegt. Per Kommunikation mit ISO-Bus werden diese Geo-Daten an das Anbaugerät übermittelt, welches die entsprechenden Teilbreiten automatisch beim Überschreiten des Vorgewendes oder der Feldaußengrenze schaltet. 
In diesem Fall wird auch jede Fahrspur geografisch berücksichtigt. Über die Kommunikation durch Satellitenpositionsdaten und teilflächenspezifische (bedarfsgerechte) Applikationskarten können unter anderem auch Ausbringmengen in Abhängigkeit vom Pflanzennährstoffbedarf und des Nährstoffgehaltes des Bodens geregelt werden. Im Falle eines Düngerstreuers, der diese Technik unterstützt, kann somit eine bedarfsgerechte Düngung erfolgen. Findet diese Innovation Anwendung bei einer Sämaschine, so kann z.B. die Aussaatmenge teilflächenbestimmt erfolgen.   
Wie hoch das Einsparpotenzial tatsächlich ist, werden wir gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur analysieren. Entgegen der landläufigen Meinung besteht besonders bei kleinen, unförmigen Feldstücken ein großes Einsparungspotenzial.

Wir haben Ernst Lembacher, Landwirt in Niederschleinz, zur Nutzung eines Lenksystems in Kombination mit einer Pflanzenschutz-Spritze zu seinen Erfahrungen befragt: 

Was war der entscheidende Grund für die Investition in ein Lenksystem?
Begonnen haben wir vor sieben Jahren mit einem einfachen Lenksystem (kein RTK) auf dem Mähdrescher. Hier merkten wir bereits, dass das eine große Erleichterung für den Fahrer ist. Man kann sich um die Einstellung und die optimale Auslastung der Maschine (Lohnarbeit) kümmern. Ein Vorteil beim Lohndrusch ist, dass ich immer auf dem richtigen Feld des Kunden bin auch wenn dieser nicht dabei ist.
Als dann die Anschaffung eines neuen Pflegetraktors anstand, wurde dieser für die Lenkung vorgerüstet. Ein Jahr später folgte die Aufrüstung auf ein RTK-Lenksystem in Verbindung mit Section Control und ISO Bus. Würde ich so nicht mehr machen, sondern Alles abgestimmt auf einmal. Die Felder sollten mit RTK aufgezeichnet werden, um schon ab der ersten Spur dieses System nutzen zu können. 
Das funktionierte recht ordentlich. Besonders bei der Direktsaat von Getreide nach Mais ist das eine große Erleichterung (Orientierungsproblem z.B. mit Spuranreißer). 

Welche Geräte mit Section Control nutzt ihr?
Ein weiteres Jahr später kauften wir uns zu dritt eine Amazone Feldspritze mit ISO Bus, Section Control und Einzeldüsenschaltung. Die Kombination aus Traktor (JD 6125R mit Müller Touch 1200) und Spritze (Amazone UX Super) bringt den Vorteil, dass ich exakt an der Feldgrenze entlang fahren kann. 
Die Arbeitsbreite von 27m, oder eine Vorsaatanwendung sind dabei kein Problem – man hat keine Orientierungsschwierigkeiten. 

Welche Erfahrungen habt ihr mit den Geräten gemacht? 
Die Kopplung der ISO Bus Geräte funktioniert. Das größte Problem bei den Feldstückdaten sind die unterschiedlichen Systeme der Hersteller. 
Wir (Anm. Gemeinschaft) nutzen drei verschieden RTK-Lenksysteme, und es ist eine Herausforderung (für den normalen Anwender) einen einheitliche Datenbasis zu schaffen. Mit diesem Problem sind wir immer noch beschäftigt. 

Welche Einsparungseffekte konntet ihr feststellen?
Mit der Einzeldüsenschaltung verbrauche ich praktisch genau die errechnete Flüssigkeitsmenge. Früher musste ich mit einem Aufschlag von etwa 4-5% rechnen. Diese Einsparung von insgesamt mehr als 5% ist bei kleinen, unförmigen oder bei besonders schmalen und langen Feldstücken am größten. Seit diesem Jahr nutzen wir eine Väderstad Tempo TPT mit Einzelreihenabschaltung für die Mais- und Rübenaussaat. Auch bei dieser Maschine ist die Einsparung bei kleinen und unförmigen Flächen am größten. Bei dieser Maschine geht es aber auch um den Komfort, die Elemente vom Traktor aus ein- und auszuschalten. In Verbindung mit RTK genügte auch einen 6-reihige Sämaschine (ca. € 10.000,- günstiger und leichter), obwohl  wir einen 8-reihigen Pflücker haben. Kein Problem, da der Anschluss exakt ist.

Allgemein:
Ein Gerät für sich bringt noch keinen großen Vorteil. Die Kombination aus Traktor und Maschine bringt vor allem Komfort und Entlastung für den Fahrer. Um die Anforderungen an einen Fahrer aber nicht größer werden zu lassen, müssen diese Geräte aber noch anwenderfreundlicher werden. Die Investitionen sind in unserer Gemeinschaft mit Einsparungen wahrscheinlich darstellbar. 
Die Entlastung für den Fahrer und die Genauigkeit der Ausbringung von Saatgut und Pflanzenschutzmittel haben auch einen Wert. 

Ernst Lembacher (2.v.r.) und Ferdinand Mayer (2.v.l.) beim Auswerten der Daten der MR-Smartantenne zur Feldgrenzenbestimmung mit MR-Mitarbeitern  Martin Binder (ganz links) und Mathias Brunner