Lenksysteme und Section Control
Eine Bewirtschaftung mit einem Lenksystem hat nicht nur direkte Vorteile bei der Fahrt selbst, sondern zusätzlich – in Kombination mit Teilbreitenschaltungen (engl. Section Control) – auch Einsparmöglichkeiten bei Pflanzenschutzmittel und Dünger. Eine ziel- und bedarfsgerechte Ausbringung derselben spart Treibstoff, Betriebsmittel und reduziert die Umweltbelastung.
- Pflanzenschutzspritzen: Abschaltung von Düsengruppen oder einzelnen Düsen (Einzeldüsenabschaltung)
- Mineraldüngerstreuern: Veränderung des Wurfbildes
- Sämaschinen: Abschaltung einzelner Säkörper
- Vermeidung von Überlappungen
- Vermeidung von Fehlapplikationen
- Einsparung von Betriebsmitteln
- Entlastung des Fahrers
Wir haben Ernst Lembacher, Landwirt in Niederschleinz, zur Nutzung eines Lenksystems in Kombination mit einer Pflanzenschutz-Spritze zu seinen Erfahrungen befragt:
Was war der entscheidende Grund für die Investition in ein Lenksystem?
Begonnen haben wir vor sieben Jahren mit einem einfachen Lenksystem (kein RTK) auf dem Mähdrescher. Hier merkten wir bereits, dass das eine große Erleichterung für den Fahrer ist. Man kann sich um die Einstellung und die optimale Auslastung der Maschine (Lohnarbeit) kümmern. Ein Vorteil beim Lohndrusch ist, dass ich immer auf dem richtigen Feld des Kunden bin auch wenn dieser nicht dabei ist.
Als dann die Anschaffung eines neuen Pflegetraktors anstand, wurde dieser für die Lenkung vorgerüstet. Ein Jahr später folgte die Aufrüstung auf ein RTK-Lenksystem in Verbindung mit Section Control und ISO Bus. Würde ich so nicht mehr machen, sondern Alles abgestimmt auf einmal. Die Felder sollten mit RTK aufgezeichnet werden, um schon ab der ersten Spur dieses System nutzen zu können.
Das funktionierte recht ordentlich. Besonders bei der Direktsaat von Getreide nach Mais ist das eine große Erleichterung (Orientierungsproblem z.B. mit Spuranreißer).
Welche Geräte mit Section Control nutzt ihr?
Ein weiteres Jahr später kauften wir uns zu dritt eine Amazone Feldspritze mit ISO Bus, Section Control und Einzeldüsenschaltung. Die Kombination aus Traktor (JD 6125R mit Müller Touch 1200) und Spritze (Amazone UX Super) bringt den Vorteil, dass ich exakt an der Feldgrenze entlang fahren kann.
Die Arbeitsbreite von 27m, oder eine Vorsaatanwendung sind dabei kein Problem – man hat keine Orientierungsschwierigkeiten.
Welche Erfahrungen habt ihr mit den Geräten gemacht?
Die Kopplung der ISO Bus Geräte funktioniert. Das größte Problem bei den Feldstückdaten sind die unterschiedlichen Systeme der Hersteller.
Wir (Anm. Gemeinschaft) nutzen drei verschieden RTK-Lenksysteme, und es ist eine Herausforderung (für den normalen Anwender) einen einheitliche Datenbasis zu schaffen. Mit diesem Problem sind wir immer noch beschäftigt.
Welche Einsparungseffekte konntet ihr feststellen?
Mit der Einzeldüsenschaltung verbrauche ich praktisch genau die errechnete Flüssigkeitsmenge. Früher musste ich mit einem Aufschlag von etwa 4-5% rechnen. Diese Einsparung von insgesamt mehr als 5% ist bei kleinen, unförmigen oder bei besonders schmalen und langen Feldstücken am größten. Seit diesem Jahr nutzen wir eine Väderstad Tempo TPT mit Einzelreihenabschaltung für die Mais- und Rübenaussaat. Auch bei dieser Maschine ist die Einsparung bei kleinen und unförmigen Flächen am größten. Bei dieser Maschine geht es aber auch um den Komfort, die Elemente vom Traktor aus ein- und auszuschalten. In Verbindung mit RTK genügte auch einen 6-reihige Sämaschine (ca. € 10.000,- günstiger und leichter), obwohl wir einen 8-reihigen Pflücker haben. Kein Problem, da der Anschluss exakt ist.
Allgemein:
Ein Gerät für sich bringt noch keinen großen Vorteil. Die Kombination aus Traktor und Maschine bringt vor allem Komfort und Entlastung für den Fahrer. Um die Anforderungen an einen Fahrer aber nicht größer werden zu lassen, müssen diese Geräte aber noch anwenderfreundlicher werden. Die Investitionen sind in unserer Gemeinschaft mit Einsparungen wahrscheinlich darstellbar.
Die Entlastung für den Fahrer und die Genauigkeit der Ausbringung von Saatgut und Pflanzenschutzmittel haben auch einen Wert.
Ernst Lembacher (2.v.r.) und Ferdinand Mayer (2.v.l.) beim Auswerten der Daten der MR-Smartantenne zur Feldgrenzenbestimmung mit MR-Mitarbeitern Martin Binder (ganz links) und Mathias Brunner