Luzerne – eine Königin der Futterpflanzen - Luzerneanbau im Salzburger Innergebirg

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Die Luzerne hat in den vergangenen Jahren an Aufmerksamkeit als Futterpflanze gewonnen. Vor allem die Trockenjahre 2018 und 2019 haben, gepaart mit Engerlingsschäden zu Futtermangel auf vielen Betrieben geführt. Daher haben wir Landwirt Anton Hartl bei einem Anbauversuch einer Luzerne-Gras-Feldfuttermischung im Salzburger Pongau begleitet.

2020_10_01_1.jpgLuzerne-Gras-Mischung 2 Monate nach der Aussaat in St. Johann im Pongau.

Die Luzerne ist nicht nur eine Königin unter den Futterpflanzen – sie ist auch eine Diva was Standort und Klima betrifft. So braucht sie leicht erwärmbare, tiefgründige Böden mit guter Phosphor- und Kaliversorgung und idealerweise einen pH-Wert von 6 bis 7. Diese Ansprüche lassen sich nicht gut mit den klimatischen Voraussetzungen in den Salzburger Gebirgslagen vereinbaren, denn hohe Niederschläge, niedrige pH-Werte, geringe Phosphor-Versorgung und frische Böden prägen die Tallagen des Salzachtales. In einem Anbauversuch im Rahmen des „Versuchs- und Demonstrationsbetriebe Projektes“ wollten wir daher den Anbau einem Praxistest unterziehen.

Für den Versuch wurde im August 2020 eine 1,8ha große Fläche auf einem sonnigen Plateau in St. Johann im Pongau ausgewählt. Es handelt sich dabei um einen Lockersediment-Braunerde-Boden auf einem Schwemmfächer eines nahegelegenen Baches; mit guter Durchlässigkeit und einem pH-Wert von 5,5. Die Fläche liegt auf exakt 600m Seehöhe, die Jah­resniederschläge in der Region betragen ca. 1500mm und die Jahresdurchschnitts­temperatur liegt bei 4,3°C.

Nach einer Aufwertung des Bodens mit Kalk, Phosphor und entsprechender Düngung mit Wirtschaftsdünger war das erste Hauptvegetationsjahr 2021 nach einem von starken Spätfrösten geprägten Frühling in den Erträgen trotzdem sehr zufriedenstellend. In 4 Schnitten konnten auf der Fläche 68 Ballen Silage geerntet werden. Im Frühling/Frühsommer 2022 zeigen sich jedoch nach einem sehr schneereichen Winter (geschlossene Schneedecke von Anfang Dezember bis Ende März) bereits erste Ausfälle der Luzerne – die Gräser beginnen den Feldfutterbestand zu dominieren.

2020_09_10_4.jpgAnton Hartl bei der Begutachtung seiner Luzerne-Fläche.

Luzerne im Innergebirg – was ist zu beachten:

  • Unbedingt begünstigten, sonnigen, warmen, durchlässigen Standort wählen – Staunässe und Bodenverdichtung verträgt Luzerne nicht.
  • Ausreichende Calciumversorgung über magnesiumfreien Kalk sicherstellen zb. 2000 kg/ha kohlensauren Kalk bei der Saatbeetbereitung; ab pH-Werten von 5,7 wächst Luzerne gut
  • Phosphorversorgung (Versorgungsstufe C!) von Beginn an sicherstellen – sonst schlägt bereits die Keimung/das Anwachsen fehl.
  • Zusätzliches Beimpfen der Luzerne mit Knöllchenbakterien vor der Aussaat ist zwingend erforderlich.
  • Anbau spätestens Anfang August; eher früher – damit sie noch vor dem ersten Frost zur Blüte kommt.
  • Luzerne in Gebirgslagen nur in Mischungen anbauen – damit bei Ausfall und/oder schwächer werdender Luzerne ein dichter Pflanzenbestand übrigbleibt.
  • Luzerne braucht Licht und Platz – Saatstärke sollte bei max. ca. 30kg/ha liegen
  • Luzerne nie zu tief mähen, im Knospenstadium ernten und wenn möglich einmal im Jahr leicht zur Blüte kommen lassen; max. 3-4 Schnitte im Jahr.
  • Silierhilfsmittel verwenden oder Belüftungsheu machen.

 

Fazit Luzerneanbau am Versuchsbetrieb:

Der Anbauversuch in St. Johann war erfolgreich. Bei guten Bodenverhältnissen, entsprechender Vorbereitung des Bodens (hohe und wiederholte Kalkgabe) und laufend guter Phosphor-Versorgung ist es durchaus möglich auch in den Gunstlagen des Salzburger Innergebirgs Luzerne anzubauen. Die Luzerne verliert jedoch früh an Kraft und Wüchsigkeit und wird die in der Literatur beschriebenen 4 Hauptnutzungsjahre in Gebirgslagen nicht erreichen. Es ist Innergebirg eher damit zu rechnen, dass sich die Luzerne nach spätestens 2 Hauptnutzungsjahren langsam erschöpft.

Hinsichtlich der zu erwartenden klimati­schen Änderungen könnte die Luzerne auch in den trockener werdenden Ge­birgslagen langfristig eine Zukunft haben. Unter den aktuell herrschenden klimati­schen Bedingungen ist es jedoch fraglich ob sich der Aufwand und das Risiko des Anbaues von Luzerne in Grenzlagen lohnt. Klee-Gras-Mischungen weisen auch gute Eiweißgehalte auf, binden Luftstickstoff im Boden, sind weniger anspruchsvoll und bringen länger stabile Erträge.

Versuchsbegleitung:
Maschinenring Pongau,
Agrarkundenbetreuer Thomas Gruber
Versuchsbetrieb: Familie Anton Hartl,
vlg. Marchlschwaig, St. Johan/Pg

mr-aktuell-juni-2022.jpgDie Luzerne sollte man einmal im Jahr bis zur Blüte kommen lassen.

 

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