Eschen(trieb)sterben und Verkehrssicherheit
DI Maximilian Schreder, Baumexperte und Spezialist für Baummonitoring- Aufträgen von Gemeinden
Seit mittlerweile mehr als zehn Jahren ist die Esche in Österreich vom sogenannten Eschentriebsterben betroffen. Auf Grund dieses Befalls ist die Bedeutung der Esche als wirtschaftlich und ökologisch bedeutende Baumart ernsthaft in Frage gestellt. Aktuell sind die Eschen an vielen Standorten bereits so stark geschädigt, dass sie eine akute Sicherheitsgefährdung darstellen.
Umgefallene Esche durch abgefaulte Wurzel
Verursacher des Eschentriebsterbens ist ein kleiner Pilz Namens „Falsches Weißes Stengelbecherchen“. Dieser Pilz ist spezialisiert auf die Gattung der Eschen und wurde vermutlich durch den Pflanzenhandel aus dem asiatischen Raum eingeschleppt. Im Laufe der letzten Jahre hat sich der Befall fast über ganz Europa ausgebreitet. Die Verbreitung findet über Sporen statt, welche durch den Wind bis zu 100 km weit verfrachtet werden können.
In seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet haben sich die dortigen Eschenarten im Laufe der Evolution an den Pilz angepasst und effektive Abschottungsmechanismen entwickelt. Die einzigen sichtbaren Schäden sind dort ein paar braune Blätter in der Krone. Unsere heimischen Eschen hatten leider keine Jahrtausende Zeit, sich auf den Pilz einzustellen und werden nun von dem aggressiven Pilz massiv geschädigt. Ungewöhnlich für den Pilz ist, dass er sehr viele unterschiedliche Baumorgane befällt und zum Absterben bringt: Blätter, Triebe, Zweige, Rinde und auch die Wurzeln der Bäume sind betroffen. Die Erkenntnis, dass auch die Wurzeln der Bäume befallen werden ist relativ neu, wurde doch bisher davon ausgegangen, dass nur die Kronen der Bäume betroffen sind.
Besonders schlecht ist der Zustand der Eschen in feuchten, waldartigen Beständen. Einerseits herrschen dort ideale Wachstumsbedingungen für Pilze. Andererseits bildet der Pilz seine Fruchtkörper auf abgefallenen Blattstielen und Zweigen und dadurch ist der Befallsdruck entsprechend höher. Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass die gebildeten Sporen vom Regen in den Boden gewaschen werden und so die Wurzeln infizieren.
Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit
Durch die vom Eschentriebsterben verursachten Schädigungen haben Folgeschädlinge wie diverse Hallimasch-Arten und andere holzzerstörende Pilze leichtes Spiel. Sie zersetzen das Holz und vermindern so die Bruch- und Standsicherheit der Bäume. Einerseits besteht bei den stark geschädigten Baumkronen die Gefahr von herunterfallenden Ästen und Kronenteilen, andererseits verlieren die Bäume ihre Stabilität im Bereich der Wurzeln und des Stammes und können umfallen. Daher sollte unabhängig davon, ob es sich um Eschen im Wald, in der Kulturlandschaft oder in urbanen Siedlungsgebieten handelt, dringend verstärktes Augenmerk auf die Sicherheitsgefährdung gelegt werden. Es wird empfohlen, die Bäume in verkehrssicherheitsrelevanten Bereichen mindestens einmal jährlich von einem Experten überprüfen zu lassen.
DI Maximilian Schreder mit Gerhard Bernegger beim Lokalaugenschein in Rif
Eschensterben im Erholungswald des Universitäts- und Landessportzentrums in Rif/ Hallein
Der Erholungswald beim Landessportzentrum in Rif (ULSZ) ist ein von Spaziergängern, Läufern, und Schulkindern stark frequentierter Bereich. Im Zuge eines Lokalaugenscheins wurde von mir eine akute Sicherheitsgefährdung festgestellt. Es mussten Teile des Wegenetzes gesperrt und zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit Baumschlägerungen durchgeführt werden. Betroffen ist hier eine Fläche von mehr als 2 ha auf der Großteils Eschen stocken. Diese Baumschlägerungen wurden vom Maschinenring in Zusammenarbeit mit dem Partnerunternehmen Der Bernegger durchge-führt. Eine besondere Herausforderung war hier die unverzügliche Durchführung der Arbeiten, um den Bereich der Öffentlichkeit möglichst rasch wieder zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren ist das Arbeiten in einem so stark geschädigten Bestand auf Grund der Gefahr von herabfallenden Kronenteilen und der Instabilität der Wurzeln und Stämme äußerst anspruchsvoll. Zusätzlich wurde auf eine möglichst schonende Bringung mit leichtem Gerät geachtet, um den sensiblen Waldboden und die Spazierwege so wenig als möglich zu schädigen.
Esche mit Wurzelhalsnekrose | Stammbruch auf Grund von Holzzersetzung