Der Schellen-Franz aus Bludesch

Das Ende des Alpsommers wird alljährlich vom Bimmeln der Kuhglocken eingeläutet. Doch nicht nur bei den Almabtrieben im Herbst hört man schon von weitem die traditionellen Kuhglocken ertönen, sondern auch auf der Alpe selbst kommen sie nach wie vor zum Einsatz. Den letzten Schliff verpasst Franz Recheis den Kuhglocken mit einem individuell angefertigten Riemen. Wir haben den Glocken-Sammler daheim besucht.

Der Schellen-Franz aus Bludesch ist schon weit über seinen Wohnort hinaus für seine Sammlung an unterschiedlichen Kuhglocken bekannt. Der gelernte Forstwirt arbeitet über Maschinenring-Personalleasing als Dachdecker. Handwerklich geschickt ist er aber nicht nur auf seiner aktuellen Baustelle, wo er gerade einen alten Balkon saniert: Daheim in seiner Werkstatt finden sich unterschiedlichste Kuhglocken- und Schellen, die er in seiner Freizeit noch mit einem Riemen aus Leder versieht – Wir durften ihm dabei über die Schulter blicken.

In jeder Schelle steckt Handarbeit
Seine Sammelleidenschaft für Kuhglocken hat Franz Recheis schon früh entdeckt – 1987 bekam er seine erste Glocke von seinem Vater geschenkt und hat seither viele weitere zusammengetragen. Für Franz sind die Schellen ein ganz besonderes Hobby. Stolz ist er vor allem auf seine vollständigen Sätze von bekannten Kuhglocken-Schmieden. So unterschiedlich die Glocken aussehen, so verschieden klingen sie auch. Die Schellen bezieht er von verschiedenen Schmieden aus Österreich und der Schweiz. Jeder Glockenschmied hat sein eigenes Geheimrezept – die Glocken sind handgeschlagen, was ihnen ihren unverkennbaren Klang verleiht. Die Glocken gibt es in den verschiedensten Formen und Größen. Das Gewicht liegt jeweils bei ca. 5 bis 12 Kilogramm. Um den Glockenriemen, der um den Hals der Kuh gehängt wird, kümmert sich Franz höchstpersönlich: In seiner Freizeit schneidet er hochwertiges Leder zu, stanzt Löcher und näht per Hand. Ob schlicht oder reichlich verziert – Franz hat ein Auge fürs Detail: Zu jedem Riemen sucht er die perfekte Schnalle und schnitzt unterschiedliche Muster ins Leder. Am Ende ist jede Schelle handgefertigt und einzigartig. Gelernt hat Franz die Arbeit an den Kuhglocken nicht, jeden Handgriff und Arbeitsschritt hat er sich selbst beigebracht und über die Jahre verfeinert. Was ihm bei seinem Hobby definitiv anzusehen ist, sinst die Leidenschaft und der Spaß daran.

Klangerlebnis Alpe
Seine Schellen im Einsatz sieht und hört Franz jeden Sommer auf der Alpe. Im Nenziner Himmel hütet er rund 300 Stück Jungvieh. Während dieser Monate auf der Alpe kann er die Natur genießen, abschalten und sich neue Inspiration für seine Leder-Schnitzereien holen. Im Herbst arbeitet der Schellen-Franz wieder beim Maschinenring und widmet sich nebenbei seinem Hobby – den Kuhglocken.