Erfahrungsbericht Freiwillig am Bauernhof: Saskias Erlebnisse am Biohof

Drei Wochen auf dem Biohof Greiml
in der Steiermark

Erfahrungsbericht von Saskia, Freiwillige bei „Freiwillig am Bauernhof – Steiermark“

Eigentlich habe ich keine großen Erwartungen gehabt, als ich hierhergekommen bin. Einfach machen. Der Rest ergibt sich dann schon…

Wohl auch die richtige Einstellung, wenn man als Stadtpflanze aufs Land kommt und so gar keinen Plan vom Gemüseanbau, von der Hühnerhaltung, geschweige denn vom Kühemelken hat. „So viel falsch machen kannst du gar nicht. Wir zeigen dir alles und lassen dich in verschiedene Bereiche hineinschnuppern, damit du unseren Betrieb kennenlernen kannst“, erklärt mir Gabriela beim gemeinsamen Frühstück am ersten Morgen. Sie und Reinhard führen schon seit vielen Jahren gemeinsam den Hof. Ich fühle mich auf Anhieb wohl bei den beiden. Gerade auch deswegen, da ich mich während meiner Zeit bei ihnen wie ein Teil der Familie fühle. Morgens, mittags und abends essen wir gemeinsam und auch zwischendurch führen wir viele anregende Gespräche. Ich werde drei Wochen hier sein und den beiden zur Hand gehen. Ich freue mich darauf, unterschiedliche Bereiche der Landwirtschaft kennenzulernen und hautnah zu erleben. Ich hoffe sehr, dass ich der Familie eine Hilfe sein kann und ihnen nicht im Weg stehe.

 

Der Familienbetrieb gliedert sich in zwei große Bereiche. Die Erzeugung von Bio-Eiern einerseits, was Reinhard und Gabi übernehmen, und andererseits die Milchkuhhaltung und Schafzucht, wofür Reinhards Sohn Gabriel verantwortlich ist. „Letztendlich steht unser Betrieb auf vielen verschiedenen Säulen“, meint Gabriela. „Wir produzieren zum Beispiel Honig, stellen Marmeladen und Öle her und brennen aus unserem Obst unterschiedliche Liköre und Schnäpse.“ Sie selbst ist fast jeden Tag in der Hauswirtschaftsküche zu finden, wo ich ihr ein ums andere Mal helfe. „Wir verwerten das, was uns die Natur gibt. Da kann es natürlich schon mal passieren, dass uns bestimmte Produkte ausgehen. Wir versuchen ressourcenschonend zu arbeiten und mit dem Kreislauf der Natur zu gehen.“ Diese Einstellung zeigt sich in der breiten Produktpalette. Es gibt keine Massenerzeugnisse, dafür aber eine große Auswahl, die im Hofladen und auf dem Markt zu kaufen ist. Einmal die Woche fährt Gabriela nach Graz zu einem Bauernmarkt. Während meiner Zeit hier auf dem Hof komme ich auch einmal mit und schaue mir die Stadt an. Ist der Ertrag auch noch so klein – die Familie arbeitet mit dem, was die Natur zur Verfügung stellt. Auch vermeintliche Abfälle landen nicht im Müll. Späne der Holzarbeiten zum Beispiel kommen in den Wachtelstall; aus dem Bienenwachs entstehen Kerzen und Brotbeutel.

Es ist ein sehr naturnahes Arbeiten am Hof, der sich in vielerlei Hinsicht als Selbsterzeugerhof versteht. Gemüse und Kräuter kommen aus dem eigenen Garten und auch Milch und Eier selbstverständlich von den eigenen Tieren. 

 

Ausblick in Wald am Schoberpass

 

Besonders häufig bin ich in den Hühnerställen. Hier helfe ich jeden Tag, hole die Eier aus den Nestern, putze sie anschließend und stemple sie für den Verkauf. Bei zwei Ställen mit 1.000 bzw. 3.000 Legehennen bedeutet das eine Menge Arbeit. Während ich im kleineren Stall die Eier direkt aus den Nestern hole, fallen im größeren Stall die Eier aus den Nestern auf ein Laufband, an dessen Ende wir stehen, die Eier aufsammeln und dann auf Paletten sortieren. Mir macht die Arbeit im kleineren Hühnerstall deutlich mehr Spaß, auch wenn es hier enorm laut ist. Die Hennen laufen um mich herum, sie gackern und zetern um die Wette. Entweder sind sie draußen im Freien oder drinnen im Stall. Wenn die Hennen noch auf ihren Eiern sitzen, muss ich sie aus den Nestern herausholen, was nicht immer ganz einfach ist. Zimperlich darf man da nicht sein.

Generell ist hier jeder Tag anders.

Mal helfe ich im Gemüsegarten oder sammle Blüten und Kräuter, ein andermal bin ich beim Kühemelken dabei, treibe sie von der Weide in den Stall oder gehe mit auf die Alm, wo einige Kühe den Sommer verbringen, und schaue nach ihnen. In meiner Freizeit gehe ich wandern oder schwimme im nahegelegenen See. Abends lese ich gerne oder verbringe Zeit mit der Familie.

 

In vielerlei Hinsicht ist es für mich ein interessanter, aber auch entspannter Sommer in den Bergen.

Eine Zeit, die ich sehr genossen habe! Die Arbeit ist nicht schwierig, weswegen ich sehr schnell eingearbeitet war. Ich hoffe, dass ich zumindest eine kleine Hilfe gewesen bin. Besonders freue ich mich über die Einblicke, die ich in die Landwirtschaft bekommen habe: über die Herkunft der Produkte, die ich täglich konsumiere, wie auch die Lebenswelt und den Alltag auf einem Bauernhof. Ich habe neue Menschen und Perspektiven kennengelernt. Letztendlich nehme ich viele Erfahrungen mit nach Hause und Denkanstöße für meinen Alltag.

Sehr gerne möchte ich wiederkommen. Hier auf den Hof oder auch gerne mal woanders einen freiwilligen Einsatz starten. 

 

Saskia, Freiwillige bei Freiwillig am Bauernhof Steiermark, 2021