Lenksysteme - Ein Leitfaden

Lenksystem Lenkmotor auf John Deere

Der Nutzen von Lenkassistenten in der Landwirtschaft liegt klar auf der Hand. Neben der Vermeidung von Überlappungen, des effizienteren Einsatzes von Betriebsmitteln und der daraus resultierenden Einsparung von Treibstoff und somit auch der Reduzierung des CO2–Ausstoßes, spielen die Entlastung des Fahrers und die Tatsache, dass sich der Fahrer mehr auf die restliche Technik konzentrieren kann eine wesentliche Rolle. Zusätzlich ermöglichen Spurführungssysteme einen größeren, flexibleren Zeithorizont für Einsätze, da z.B. Einschränkungen bei schlechter Sicht weniger relevant werden.

 

Grundsätzlich unterscheidet man bei Lenkhilfen, welche direkt und automatisiert in den Lenkvorgang eingreifen, zwischen:
Systeme mit Lenkradmotor
= Lenkassistent (meist Nachrüstsätze, wird am Lenkrad des Fahrzeugs montiert)
Systeme mit Eingriff in die Lenkhydraulik = Lenkautomat

Direkter Eingriff in die Lenkhydraulik

Die Systeme bestehen aus dem GPS Empfänger am Dach, dem Lenkmodul (hydraulisch oder als Aufsatz am Lenkrad), dem Lenkrechner, einem Modem (erforderlich
für RTK), dem Anzeigedisplay und den erforderlichen Softwarefreischaltungen.

Der GPS Empfänger erhält die aktuelle Position des Fahrzeugs mittels Satelliten (übliche Satellitensysteme: GPS und GLONASS). Die Positionsdaten werden dem Lenkrechner weitergegeben, welcher die vom Fahrer am Display eingestellten Parameter umsetzt und die entsprechenden Lenkbefehle an den Lenkradmotor oder an die Lenkhydraulik weitergibt. Im Falle eines RTK-gestützten Systems wird mittels Mobilfunkmodem eine Internetverbindung aufgebaut, wodurch eine sogenannte Fehlerkorrektur (Korrektur der GPS Daten, Erhöhung der Genauigkeit) ermöglicht wird.

Durch RTK erreicht man eine Positionsbestimmung mit einer Präzision von ca. +/- 2 cm. Sollte die Zugmaschine bereits mit einem z.B. Hersteller-eigenen Lenksystem vorgerüstet sein, (also die Hardwarekomponenten GPS-Antenne, Lenkrechner, Maßnahmen an der Lenkreinrichtung und das entsprechende Anzeigedisplay sind bereits vorhanden) und es soll eine Aufrüstung von z.B. EGNOS–Genauigkeit (ca. 20 cm) auf RTK-Genauigkeit erfolgen, so ist meistens nur die Nachrüstung eines Mobilfunkmodems und die passende Softwarefreischaltung am Lenkrechner erforderlich.

Für das Mobilfunkmodem wird zusätzlich eine Daten SIM-Karte (üblicherweise im Format MINI–SIM) benötigt. Entscheidend hierbei ist, dass ein Mobilfunkprovider
gewählt wird, welcher eine gute Netzabdeckung im Einsatzgebiet des Fahrzeugs liefert. EDGE oder GPRS als Übertragungsstandards sind im Normalfall ausreichend
für die RTK Fehlerkorrektur. Zuletzt muss noch über das Terminal die SIM Karte und das RTK Signal konfiguriert werden. Hierzu erforderlich sind unter anderem die sogenannten APN Einstellungen des Mobilfunkproviders. Übliche Eingabepunkte sind: APN / Name Zugangspunkt, Benutzername und Passwort. Die APN Konfigurationsparameter findet man auf der Homepage des Mobilfunkanbieters. Die Eingaben für das RTK Signal bestehen aus: IP-Adresse, Port, Benutzername, Passwort und Mountpoint.

Wer noch kein Lenksystem verwendet und überlegt, eines anzuschaffen, sollte neben den betriebswirtschaftlichen Fakten unbedingt die nicht direkt bewertbaren
Vorteile berücksichtigen: Die Entlastung des Fahrers erleichtert die Arbeit entscheidend. Statistisch betrachtet wird dies nämlich von Landwirten, welche
vor dieser Entscheidung stehen, sehr unterschätzt.

Diesen Mehrwert muss man, im wahrsten Sinne des Wortes, selbst erfahren. Ausprobieren zahlt sich hier auf jeden Fall aus!

Folgende Punkte sollte man sich vor der Anschaffung eines Lenksystems gut überlegen:

  • Mein Nutzen für Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflege, Ernte. 
  • Welche Fahrgeschwindigkeiten sind für mich erforderlich? Unter- und Obergrenze?
  • Bestehende oder zukünftige Technik berücksichtigen: Gibt es Schnittstellen mit meiner bestehenden Technik? Plane ich zusätzlich, bald in neue Technik zu investieren (z.B. Teilbreitenabschaltung Pflanzenschutzspritze, teilflächenspezifische Düngung)?
  • Welche Schritte sind erforderlich, um das System auf einem zweiten Traktor aufzubauen?
  • Welche Kosten kommen auf mich zu? Zu betrachten sind die Investitionskosten, welche derzeit mit bis zu 40% gefördert werden und die jährlich fälligen Kosten für Freischaltungen, RTK Signal, Handytarif, ...
  • Wie läuft die Förderung ab? - Nähere Infos unter noe.lko.at
  • After Sales Support: Gewährleistung, Einschulung, Unterstützung am Feld, Kosten für nachträgliche Softwareupdates, Eintragung in Fahrzeugpapiere, etc. 
  • Funktionalitäten mit FMIS (Farmmanagement-und Informationssysteme); Welche Systeme werden unterstützt? Fahrspurmanagement, Auftragsverwaltung, Ackerschlagkartei; Einspielen meiner Schläge als Shape Datei möglich?
  • Unterstützt das System bereits die Funktion des vollautomatischen Wendemanövers am Vorgewende?
  • Welche anderen Landtechnikhersteller sind kompatibel mit dem ausgewählten System?
  • Was passiert bei einem Signalausfall? Gibt es eine Überbrückung?