Umbruchlose Erneuerung am Dauergrünland

Ein Fachkommentar von Dipl.Ing. DDr Roman Schaffer

Wie ein Dauergrünlandbestand langfristig aussieht, ist stets das Ergebnis eines Zusammenspiels aus Standortfaktoren und Bewirtschaftung. Eine ganze Reihe von Maßnahmen ist zu prüfen, gegebenenfalls zu berechnen und jedenfalls durchzuführen, um Dauergrünland ins Lot zu bringen oder im Lot zu halten. Insbesondere die Harmonisierung von Nutzung und Nährstoffzufuhr ist dabei von immenser Bedeutung. Die „Grünlanderneuerung“ hat stets mit der Ausbringung von Saatgut zu tun und stellt nur einen von mehreren Ansätzen dar, um die Grundfutterqualität positiv zu beeinflussen.

Erfolgreiche Grünlanderneuerung: Obersteiermark, 1.000m Seehöhe, 4. Schnitt.

… und es ist gar nicht einfach, umbruchlos zu Bestandesverbesserungen zu kommen, wo doch eine Vielzahl von Pflanzen auf engstem Raum nicht nur miteinander leben, sondern auch um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren. Neuankömmlinge, die frisch gesät wurden, werden daher nicht freundlich begrüßt, sondern unterliegen häufig im Überlebenskampf mit der bereits etablierten Grasnarbe.

Grünland hat geeignetes Grundfutter für den jeweiligen Zweck zu liefern, und insbesondere, wenn dieser Zweck hohe Verdaulichkeit und entsprechenden Energiegehalt verlangt, wird den Beständen viel abverlangt. Die „Samenbildung“ ist dann keinesfalls mehr möglich, und selbst für eine Regeneration der Pflanzen bis zur Folgenutzung ist nur wenig Zeit. Kein Wunder also, dass man – insbesondere ab vier Nutzungen – die Nachsaat als Dauermaßnahme in Betracht ziehen sollte.

Bis drei Nutzungen kann mit Dauerwiesenmischungen nachgesät werden, denn diese sind einerseits besonders für diese Nutzungsintensität konzipiert und außerdem für unterschiedliche Standortgegebenheiten erhältlich. Gerade in den Trockenjahren 2015 und 2017 wurde das in Nachsaatmischungen stärker eingebaute Englische Raygras bei Dreischnittnutzung in Tallagen beinahe samenreif gemäht.

Ich empfehle diese Nachsaatmischungen folglich erst ab 4 Nutzungen dann, wenn es sich um milde bis mittlere Lagen handelt. In rauen Lagen kann das Englische Raygras über die Jahre oft sukzessive auswintern – und an seine Stelle treten dann weniger wertvolle Pflanzen.

In rauen Lagen tut man gut daran, beispielsweise mit der Dauerweidemischung für raue Lagen nachzusäen, die sich insbesondere für die Silagebereitung und den Weidebetrieb eignet und deren Raygrasanteil geringer ist.

Verwenden Sie stets österreichisches Qualitätssaatgut.

Zur Nachsaat im Frühjahr rate ich, wenn die Grünlandnarbe lückig ist. Und es macht bei stärkerer Lückigkeit durchaus Sinn, höhere Saatmengen (10-15 kg/ha und mehr) anzuwenden. Die Nachsaat ist unter dem ersten Aufwuchs jedoch der denkbar stärksten Konkurrenz ausgesetzt, also empfiehlt sich auch dessen baldige Nutzung.

Über das Jahr wird die Konkurrenzierung durch den Altbestand geringer, und insbesondere ab dem Spätsommer nutzen die Nachsaaten den Tau. Man kann vor einem Weidegang säen, und die Tiere (Jungvieh, Schafe) treten das Saatgut an (Huf-Kultur). Auch bei Trittschäden durch Beweidung sollte nachgesät werden - dies ist bis spät in den Herbst möglich, denn zumindest die Gräser überstehen Spätsaaten relativ gut.

Grünlanderneuerung braucht (oft mehr) Geduld (als einem lieb ist).

Vielfach wird die Grünlanderneuerung eingestellt, wenn sich in den beiden ersten Jahren keine oder nur geringe Erfolge zeigen. Aber nehmen wir uns die Natur zum Vorbild – sie liefert, wenn sie kann, jedes Jahr Samen nach.

Positive Meldungen zu Nachsaaterfolgen basieren häufig auf folgender Vorgehensweise: Man bringt jährlich relativ kleine Mengen Saatgut (5-6 kg/ha) aus, wenn erfahrungsgemäß am sichersten mit Regen zu rechnen ist, denn so halten sich das Ansaatrisiko und die Kosten in Grenzen. Häufig stellen sich merkliche Erfolge nach 3-4 Jahren ein. Und wenn der Bestand den Vorstellungen entspricht, kann auf einen 2- oder 3-Jahresintervall umgestellt werden.

Natürlich sind zusätzlich zur Nachsaat alle anderen Bewirtschaftungsmaßnahmen am Dauergrünland dem Standort, der Nutzungsweise und der Nutzungshäufigkeit anzupassen. Sonst steht die Grünlanderneuerung alleine auf verlorenem Posten.