Soziale Betriebshilfe in Österreich

Ein Schicksalsschlag ist schnell passiert. Etwa nach einem Forst- Unfall, wo der alleinstehende Betriebsführer durch einen Beckenbruch für vier Monate ausfällt. Seine 75-jährige Mutter kann die Arbeiten nicht allein leisten, auch sie braucht Hilfe. Die Maschinenringe und die Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen sprangen in den letzten Jahren bei tausenden solcher Fälle ein.

Risiko Soziale Betriebshilfe zu brauchen steigt
Trotz des anhaltenden Strukturwandels in der Landwirtschaft steigt die Zahl der Betriebshilfefälle jährlich - so haben 2014 3.806 Familien um Soziale Betriebshilfe angesucht, 2018 waren es bereits 4.692 Fälle Östereichweit. Ein Hauptgrund dafür ist, dass immer weniger Arbeitskräfte auf den Häfen zur Verfügung stehen. Bei Ausfall von Personen k.nnen die verbleibenden Familienmitglieder diese zusätzlichen Tätigkeiten nicht mehr bewältigen und sind auf Unterstützung von Außerhalb angewiesen. Ein weiterer Faktor: Stress und steigende Arbeitsbelastung z.B. extreme Arbeitsspitzen, Kompensation niedriger Familien-Einkünfte durch zus.tzlicher Betriebszweige oder neue Tierhaltungsformen führen zu mehr schweren Unfällen.

Einsatzdauer pro Fall legt deutlich zu
2018 wurden in allen drei Varianten der Sozialen Betriebshilfe (Lohnarbeit, pauschale Betriebshilfe, soziale Betriebshilfe) bundesweit 835.766 Einsatzstunden geleistet. Die Maschinenringe in Österreich betreuen den Großteil der sozialen Betriebshilfe-Fälle, Österreichweit sind es ca. dreiviertel aller Fälle die von den lokalen Maschinenringen abgewickelt werden, in Salzburg sogar deutlich mehr. Nicht nur die Zahl der Fälle steigt, auch die Stunden die pro Fall geleistet werden müssen nimmt überproportional zu. So hat sich die Anzahl der geleisteten Betriebshilfestunden seit 2014 um ca. 44% erh.ht.

Elisabeth Neureiter, Agrarbereichsleiterin beim Maschinenring Salzburg: „Wir rechnen damit, dass die Einsätze auch in Zukunft länger dauern werden. Jede Bewirtschafter-Familie sollte sich daher überlegen, was passiert, wenn eine wichtige Arbeitskraft für mehrere Monate ausfällt. Das f.ngt bereits damit an, dass auch eine zweite Person weiß, wo der Traktorschlüssel hängt oder wie die Melkanlage zu bedienen ist. Parallel sehen wir auch, dass sich eine neue Risikogruppe entwickelt - alleinstehende Betriebsführer. Fällt dieser aus, dann müssen nicht nur die Tiere versorgt, sondern auch sämtliche unternehmerischen Entscheidungen getroffen und durchgeführt werden.“

Weniger Betriebshelfer verfügbar
Auch die Anzahl der Personen, die im Notfall einspringen können, nimmt ab. Denn wer selbst einen Vollerwerbsbetrieb führt kann daneben kaum als Betriebshelfer auf anderen Höfen aushelfen. Und wer einen Nebenerwerbsbetrieb hat, ist im Haupt- Job in Industrie, Gewerbe oder anderen Unternehmen so ausgelastet, dass ebenfalls keine Zeit übrigbleibt.

Manfred Tanner, Agrarkundenbetreuer im Flachgau dazu: „Hilfe aus der Nachbarschaft für ein bis zwei Wochen zu finden ist meist möglich. Wenn es vier Wochen dauert ist das schon schwieriger. Und wenn monatelang Betriebshilfe nötig ist, Spezialtechnik fürs Melken oder Füttern beherrscht werden muss und immer der gleiche Betriebshelfer kommen soll, dann wird es richtig knifflig.“

Um die fehlenden bäuerlichen Helfer auszugleichen, setzt der Maschinenring teilweise fix angestellte Dienstnehmer mit entsprechender Ausbildung bzw. Erfahrung ein. Mittlerweile gibt es in Salzburg, in Oberösterreich, den Maschinenringen Niederösterreich-Wien, der Steiermark und in Tirol Dienstnehmer in der sozialen Betriebshilfe. Insgesamt decken 30 von 85 Maschinenringe einen kleinen Teil der sozialen Betriebshilfe-Einsatzstunden bereits mit angestelltem Personal ab.

Da der Maschinenring Österreichweit den Großteil aller sozialen Betriebshilfe-Fälle betreut, arbeitet er gemeinsam mit der SVS an neuen Lösungen, die der zunehmenden Dauer der Fälle, dem Mangel an Helfern und der steigenden Komplexität gerecht werden.

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