Megatrend „Sharing Economy“ Maschinengemeinschaften im Trend

Reinhard Schröckervon Agrarbereichsleiter Reinhard Schröcker

 

Es gibt sie schon beinahe ewig, viele funktionieren für alle Beteiligten reibungslos, so manche sind kläglich gescheitert: Die Rede ist von Maschinengemeinschaften.

 

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die gemeinsame Anschaffung und Nutzung von landwirtschaftlichen Maschinen spart Kosten für die Miteigentümer. Sie ermöglicht aber zugleich den Einsatz modernster, schlagkräftiger Technik, die für den Einzelnen kaum erschwinglich oder in der Eigenanschaffung zumindest wirtschaftlich nicht klug wäre.

 

Wie so oft gibt es aber auch hier eine Kehrseite der Medaille. Jeder kennt die Geschichten von gescheiterten Maschi­nengemeinschaften, oft sind fällige Reparaturen und die damit verbundenen Kosten damit verbunden. Auch unfaires Verhalten einzelner Nutzer der Gemein­schaft gegenüber, wie etwa das Ver­schweigen von Schäden, führen zwangs­läufig zu Streit in der Gruppe. Eine weitere Herausforderung in jeder Gemeinschaft ist die Einteilung der Maschine, insbeson­dere bei termingebundenen Arbeiten wie in der Ernte. Und nicht zuletzt braucht jede Maschinengemeinschaft einen Hauptverantwortlichen, der sich umfas­send um alle Schauplätze kümmern muss, von der Anschaffung, über War-tung, Reparaturen, Unterbringung bis hin zur Einteilung, Versicherung usw. Probleme in einer Maschinengemein­schaft lassen sich nie zu einhundert Prozent ausschließen, aber über den Maschinenring weitgehend minimieren. Und zwar durch detaillierte Planung vor der Gründung und konkrete, schriftliche Vereinbarungen. Wer entscheidet über Reparaturen? Was passiert wenn ein Mitglied vorzeitig aus der Gemeinschaft aussteigt? Darf die Maschine auch von Nicht-Gemeinschaftsmitgliedern einge­setzt werden und falls ja, zu welchen Konditionen?

 

Solche und viele weitere Detailfragen sind im Vorfeld verbindlich zu klären. Der Maschinenring agiert hier als „unabhän­giger Dritter“, moderiert die Interessen­ten durch diesen Prozess und bringt die Vereinbarungen in ein vertragliches Regelwerk.

 

In letzter Zeit nimmt die Nachfrage nach Maschinengemeinschaften stark zu. Neben den „Klassikern“ wie Holzkran­wagen, Güllefass oder Miststreuer geht die Nachfrage auch in Richtung Bergma­schinen wie Muli oder Mähtrak aber auch zu Spezialgeräten. Im Flachgau beispiels­weise wurde im vergangenen Jahr eine Getreidetrocknung in Gemeinschaft angeschafft.

 

Als Reaktion auf diese Entwicklung hat der Maschinenring den Leistungsumfang zur Gründung, Betreuung und Abwick­lung von Maschinengemeinschaften neu definiert und erweitert.

 

So wurde vor kurzem eine eigene KG zur Abbildung von Maschinengemeinschaf­ten gegründet. Ziel ist es, interessierten Bäuerinnen und Bauern so einfach und kostengünstig wie möglich bei der Grün-dung und dem Betrieb von Maschinen-gemeinschaften zu unterstützten. Der Maschinenring begleitet dabei von der Idee bis zur Umsetzung.

 

Gründungsidee

Die wichtigste Grundlage einer Gemein­schaftsmaschine ist der Wunsch und das gemeinsame Bestreben von Landwirten, eine Gemeinschaft zu gründen. Eine Maschinengemeinschaft hat nur dann Bestand, wenn sie von allen beteiligten Bauern gewollt und voll mitgetragen wird. Aber auch einzelne Interessenten sollten sich an den Maschinenring wen-den. Auf Wunsch können über diesen Weg weitere Bauern informiert und so geprüft werden, ob es weitere Interes-senten gibt.

 

Planung

Wenn sich die Interessenten zusammen­gefunden haben, werden die Versamm­lungen über den Maschinenring organi­siert und die weitere Vorgehensweise besprochen. Dieser Prozess wird von Experten des Maschinenrings moderiert. Als erster Schritt wird geklärt, wie hoch die zu erwartende Auslastung der Maschine ist. Zudem müssen sich die Beteiligten einig werden, welche Maschi­ne grundsätzlich angeschafft werden soll. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wird vom Maschinenring eine umfangreiche Kalkulation berechnet. Diese Kalkulation beinhaltet den Stundensatz der Maschine sowie die zu erwartenden Ausgaben für Wartung, Reparatur, Unterbringung, und ggf. Versicherung sowie für die Einsatz-koordination und die Buchhaltung/ Jahresabschluss.

 

Zudem ist unter den Teilnehmer die Art der Finanzierung – Eigenfinanzierung, Fremdfinanzierung oder Mischform zu klären. Durch das Angebot des Maschi­nenrings sind sämtliche Finanzierungs­formen unkompliziert umsetzbar. Anschließend startet die Einholung von Angeboten für die gewünschte Maschine.

 

Vertragswerk

Das Herzstück einer funktionierenden Maschinengemeinschaft ist ein solides vertragliches Regelwerk. Die Erfahrungen zeigen, dass sich dadurch spätere Kom-plikationen vermeiden lassen. Vom Maschinenring wurden gemeinsam mit Experten geprüfte Musterverträge aufgesetzt, welche die Rechte und Pflichten der Gemeinschaftsteilnehmer klar Regeln.

 

Einsatzkoordination

Nach Gründung der Gemeinschaft durch die Vertragsunterzeichnung und nach Ankauf der Maschine kann mit dem Ein-satz begonnen werden. Für die Einsatz-koordination gibt es verschiedene Mög-lichkeiten. Neben der eigenständigen Einsatzplanung durch die Gemeinschafts­mitglieder wird mittlerweile immer mehr die Einsatzplanung über den Maschinen­ring Online Manager angewendet. Über ein Internetportal kann jedes Gemein­schaftsmitglied die Maschine für die ge-plante Zeitdauer reservieren. Alle Mitglie-der sehen so, wann, wo und wie lange die Maschine beim jeweiligen Bauern im Einsatz ist. Bei stark termingebundenen Einsätzen wie zum Beispiel bei Schwa­dern besteht darüber hinaus die Möglich­keit der telefonische Einsatzkoordination über den Maschinenring-Agrarkundenbe­treuer.

 

Abrechnung

Die Einsätze werden über den Maschinen­ring erfasst und abgerechnet. Am Jahres­ende wird für die Gemeinschaft bzw. für jedes einzelne Mitglied eine genaue Ein­satzstatistik erstellt. Zudem wird über die Buchhaltung ein Jahresabschluss erstellt, die der Gemeinschaft bzw. dem Obmann oder Sprecher der Gemeinschaft für die jährliche Mitgliederversammlung zu Ver­fügung gestellt wird.

 

Fazit

- Der Wunsch nach einer Gemein­schaftsgründung muss von den Bauern kommen

- Maschinengemeinschaften machen dann Sinn und den Beteiligten Freu­de, wenn es ein klares, schriftliches Regelwerk gibt

- Der Maschinenring agiert als „unab­hängiger Dritter“: Er unterstützt und begleitet den Prozess der Gemein­schaftsgründung sowie den laufen­den Betrieb

- Den Mitgliedern werden sämtliches Know-how sowie ein rechtlich siche­rer Rahmen zur Verfügung gestellt

 

 

Thomas Ließ

Thomas Ließ, Landesobmann

Wie passen Gemeinschaftsmaschinen zum Maschinenring?

Maschinengemeinschaften dürfen in keiner Konkurrenz zum bestehenden Vermittlungsmodell stehen und darauf achten wir auch. Wir sehen Maschinen­gemeinschaften als sinnvolle Ergän­zung zur Eigenmechanisierung, vor allem für Maschinen die technisch nicht so komplex oder fehleranfällig sind. Festzuhalten ist, dass die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit an der Beteiligung einer Gemeinschaftsma­schine stets im Einzelfall zu bewerten ist.

 

 

Interessenten für Maschinengemeinschaften bitte jederzeit im MR-Büro melden!