Maschinenring sorgt für fachgerechte Baumpflege

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Interview. Maximilian Schreder ist hauptverantwortlich für das Baummanagement des Maschinenring im Bundesland Salzburg. Mit uns sprach er über den Aspekt Sicherheit, die Auswirkungen des Klimawandels und wie es gelingt, Bäume richtig zuzuschneiden.

 

MR: Welche Aufgaben erfüllt der Maschinenring bei der Baumpflege und der Baumkontrolle?

 

Maximilian Schreder: Im Wald ist der Konkurrenzdruck zwischen den Bäumen sehr groß. In Sachen Platz und Licht geht es dann um ihre Durchsetzungsfähigkeit und sie wachsen vorwiegend in die Höhe. In Siedlungen oder Städten hingegen wird der Baum in der Baumschule vorgezogen, gehegt und gepflegt und kommt anschließend auf eine freie Fläche. Dort hat er viel Platz und Sonne zur Verfügung, nutzt sein Potenzial und wächst in alle Richtungen. Unsere Aufgabe besteht darin, die Bäume langfristig auf diesen Standorten zu etablieren. Durch rechtzeitige Schnittmaßnahmen geben wir ihnen eine Wuchsform vor, wodurch sie sich verkehrssicher und gesund entfalten können.

 

MR: Erfüllen Sie diese Aufgabe vorwiegend für Gemeinden oder Private?

 

Schreder: Unsere Hauptzielgruppe sind ganz klar Gemeinden, aber wir arbeiten auch für Privatpersonen. Die Anforderungen unterscheiden sich dabei. Private bevorzugen meist Bäume, die klein bleiben, möglichst wenig Laub abwerfen und kaum Licht wegnehmen. Bei den öffentlichen Gebietskörperschaften geht es in erster Linie um die Verkehrssicherheit. In beiden Fällen haben Bäume ökologische und psychologische Wirkungen, die ein Kapital darstellen. Es ist schwierig das monetär zu bemessen. Für die Pflege eines Baumes fallen Kosten an, aber er bringt kleinklimatische Auswirkungen, spendet beispielsweise Schatten. Es gibt Studien, die weniger Depressionen bei jenen Menschen nachweisen, die in der Nähe von Bäumen leben. Für Viele ist es wichtig, dass etwas Grünes da ist.

 

MR: Nimmt der Bedarf an Baumpflege zu?

 

Schreder: Ja, ganz eindeutig. Schon deshalb, weil die Sensibilisierung steigt. Wenn ein Schaden entsteht, wird meist der Verursacher gesucht, der dafür geradesteht. Es gibt immer mehr Anzeigen und Beschwerden. Die Gemeinden müssen also nachweisen können, dass ihre Bäume regelmäßig kontrolliert werden. Es kommt häufig zu Sicherungsschnitten, um mögliche Gefahren abzuwenden.

 

MR: Die Gemeinden können dieses Risiko auf den Maschinenring abwälzen?

 

Schreder: Der Baum gilt von Rechtswegen als Bauwerk und man muss bei Sach- oder Personenschäden nachweisen, alles in seiner Macht stehende getan zu haben, um diese Schäden zu vermeiden. Hier kommen wir als Experten und Fachfirma ins Spiel. Wir geben Maßnahmen vor, die nötig sind, um die Sicherheit zu gewährleisten. Wenn unsere Empfehlungen umgesetzt wurden, haftet der Maschinenring zwölf Monate für den betreffenden Baum.

 

MR: Welche Rolle kommt dabei dem Klimawandel zu?

 

Schreder: Die Stürme werden immer stärker. Und aufgrund der wärmeren Temperaturen stehen den Bäumen längere Vegetationsphasen zur Verfügung, die sie auch nutzen. Sie gehen also früher ins Laub und lauben später ab. Die Zeitspanne in der sie besonders anfällig für Sturm sind, wird immer länger. Zudem stresst die Trockenheit die Bäume und sie werden anfälliger für Pilze, tragen Schäden davon und können somit wieder die Sicherheit beeinträchtigen.

 

MR: Das Baumpflege-Team des Maschinenring wird also größer?

 

Schreder: Die Baumkontrolle und Baumpflege ist ein Wachstumsbereich. Das sehen wir bei den jährlichen Umsatzsteigerungen. Seit 2012 arbeiten wir intensiver in diesem Geschäftsfeld. Damals verfügten wir über ein Baumpflegeteam. Mittlerweile gibt es drei dieser Teams im Bundesland Salzburg, wo insgesamt acht Maschinenring Mitarbeiter für die Baumpflege verantwortlich sind. Unsere Leute sind wirklich top ausgebildet. Alle verfügen über die höchste Ausbildungsstufe „European Tree Worker“, die mit dem Meisterbrief in anderen Berufen vergleichbar ist. Wir arbeiten vorrangig mit der Seilklettertechnik, um im Sinne der Bäume so schonend wie möglich zu agieren. Unsere Mitarbeiter klettern bis in die entlegensten Kronenbereiche, um dort beispielsweise Rückschnitte vorzunehmen.

 

MR: Welche Fehler gilt es beim Baumschneiden zu vermeiden?

 

Schreder: Im allgemeinen Gedankengut ist verankert, es sei besser den Baum einmal kräftig zu schneiden, um für einen längeren Zeitraum keine Maßnahmen setzen zu müssen. Große Schnittmaßnahmen haben aber instabile Bäume zur Folge. Denn auch bei einem ausgewachsenen Baum bilden das Kronenvolumen und das Wurzelvolumen eine Einheit. Wenn man der Krone 50 Prozent wegnimmt, dann kann der Baum 50 Prozent seines Wurzelbereichs nicht mehr versorgen. Ein enormer Stressfaktor für den Baum, sein Hormonhaushalt gerät aus den Fugen. Das heißt er treibt wahnsinnig aus. Der starke Rückschnitt hat also genau das Gegenteil dessen zur Folge, was ich wollte. Innerhalb von drei oder vier Jahren hat er wieder dasselbe Volumen wie zuvor ausgebildet.

 

MR: Wie macht man es besser?

 

Schreder: Es ist wichtig den Baum lieber früher als zu spät zu schneiden. Und es kommt auf die richtige Schnittführung an. Wenn schon eine Reduzierung sein muss, dann sollte man immer auf Zugast schneiden. Das heißt, einen Ast sollte man nicht einfach irgendwo kappen, sondern es gilt darauf zu achten, dass der Saftfluss erhalten bleibt. Bei der Schnittstelle soll es immer einen zweiten Ast – den sogenannten Zugast – geben, wohin ich ableite. Der Baum gibt einem mit seiner Wuchsform und seiner Kronenstruktur eigentlich vor, wie er zu schneiden ist.

 

INTERVIEW: Christian Granbacher