Kostenintensive Bergmechanisierung - Herausforderungen gemeinsam meistern

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Ergebnisse einer Lehrgangsarbeit für den Hochschullehrgang „Beratung und Erwachsenenbildung im Kontext Landwirtschaft und ländlicher Raum“.

 

Trotz eines Kapital- und Arbeitseinsatzes sinken seit Jahren die Einkünfte aus der Berglandwirtschaft überproportional – eine große Rolle spielt dabei die extrem kostenintensive Mechanisierung für die Steilflächenbewirtschaftung.

 

Um das Thema mit Zahlen und Fakten zu hinterlegen, haben sich die beiden Wirtschaftsberater der Bezirksbauernkammer St. Johann/Pg., Peter Holzer und Johann Huber, in enger Zusammenarbeit mit dem Maschinenring in einer Lehrgangsarbeit intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Mittels Online-Fragebogen und Gruppeninterviews wurde die aktuelle Situation der Bergbauern im Pongau erhoben und anschließend analysiert.

 

Sie veröffentlichen mit den Ergebnissen auch eine Handlungsempfehlung und stellen damit eine Grundlage für die zukünftigen Beratungs- und Leistungsschwerpunkte.

 

Die Bauern haben ihre Hausaufgaben gemacht!

In der Auswertung der Umfrage an 227 Bergbauernbetrieben kristallisierte sich heraus, dass nur ein geringer Anteil der Betriebe tatsächlich über eine volle Bergmaschinenausstattung verfügt. Auch das Alter der Maschinen ist erstaunlich hoch, teilweise über 40 Jahre. Die Landwirte/innen achten sehr auf eine Kostenreduktion am Betrieb – „Luxusausstattung“ ist nicht vorhanden. Was auf den Höfen steht, ist in der Regel ein selbstfahrendes Gerät (Mähtrac), das für alle betrieblichen Fahr- und Transporttätigkeiten eingesetzt wird. Die Zweitgeräte werden weit über den Abschreibungszeitraum genutzt, oder diese Tätigkeiten werden überbetrieblich ausgelagert. Ein Neukauf wird nur bei entsprechender Betriebsgröße durchgeführt, oder die Neumaschine wird überbetrieblich eingesetzt.

 

Die Rolle der Landwirtschaftskammer als Beratungsstelle

Den häufigsten Kontakt mit der Landwirtschaftskammer haben die Bergbauern und Bergbäuerinnen im Bereich der Förderungsabwicklung. Flächenförderungen und Ankaufsbeihilfen für Bergbauernspezialmaschinen sind in der Beantragung so komplex, dass die Betriebe hier Unterstützung brauchen. Auch die betriebswirtschaftlichen Belange der Betriebe werden in der Beratung betreut. In der Untersuchung wurden die Abrechnungssätze des Maschinenringes inkl. Bergmaschinenförderung mit den Maschinengesamtkosten verglichen. In der Gegenüberstellung kam man zu dem Ergebnis, dass am Beispiel Mähtrac ab einer Auslastung von 150 Betriebsstunden pro Jahr die Maschinenselbstkosten abgedeckt werden können. Bei einem Transporter liegt die Schwelle aufgrund der höheren Anschaffungskosten entsprechend höher.

 

Die GAP ab 2021 als Herausforderung für die Interessensvertretung

Die bisherige Entwicklung der Einkommen zeigt, dass bei den kleinstrukturierten Bergbetrieben kein Spielraum mehr vorhanden ist - die Steillagen sind über die agrarische Produktion nicht kostendeckend zu bewirtschaften. Momentan werden Einkünfte aus anderen Bereichen eingesetzt, um den Fortbestand des Betriebes zu sichern. Der Handlungsspielraum, den die EU den Einzelstaaten ermöglicht ist zu nutzen, um diese Nachteile auszugleichen. Es besteht größtes öffentliches Interesse an der Erhaltung der Betriebe. Die aktive Flächenbewirtschaftung ist die Grundlage für Ökologie, Artenschutz sowie Schutz vor Katastrophen und Elementarereignissen und nicht zuletzt für die touristische Nutzung.

 

Der Maschinenring als Garant für die Steilflächenbewirtschaftung

Der Trend bei den Betrieben zur Auslagerung von Arbeiten wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Die geringen landwirtschaftlichen Einkünfte zwingen die Landwirte und Landwirtinnen in den Nebenerwerb zu gehen.

 

Durch die Betreuung und bessere Auslastung der Ausfahrer ist die Ausfahrtätigkeit für einige Betriebe eine Möglichkeit eines attraktiven Zuerwerbs. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist diese Tätigkeit bei guter Maschinenauslastung jedenfalls interessant. Vielleicht finden zukünftig wieder mehr Junglandwirte oder sogar Junglandwirtinnen gefallen an der Ausfahrertätigkeit.

 

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Die Verfasser der Lehrgangsarbeit Peter Holzer (li) und Johann Huber (re): "Wir bedanken uns bei allen für die aktive Mitarbeit und das rege Interesse. Als kleines Dankeschön für das Ausfüllen der Fragebögen verlosen wir in den nächsten Tagen die Preise/Geschenke."

 

Fazit & Handlungsempfehlungen

 

Bergbauernbetriebe:

  • Betriebliche Aufzeichnungen führen
  • Bestmögliche Anpassung an Fördervorgaben
  • Einkommenssicherung durch mehrere Standbeine/Zuerwerb
  • Investitionen planen und kalkulieren
  • Arbeitsbelastung - Grenzen erkennen
  • Nachbarschaftshilfe leben

 

Bestmögliche Unterstützung durch die Beratung der LWK bei:

  • Förderangelegenheiten
  • Betriebswirtschaftlichen Entscheidungen
  • Risikoeinschätzung bei Großinvestitionen
  • Rechtlichen und steuerlichen Anliegen
  • Wirtschaftlichkeitsberechnungen & Ermittlung von Maschinenkosten

 

Handlungsempfehlung an die Interessensvertretung:

  • Absichern der Bergbauernbetriebe als zentrales Anliegen der zukünftigen GAP
  • Verbesserung der Rahmenbedingungen für Diversifizierung (Anhebung Grenze für wirtschaftliche Unterordnung, zusätzliche Freibeträge, ...)
  • Bereitstellung und Absicherung von Ankaufsbeihilfen
  • Erhöhung der Einsatzstunden-Förderung als Anreiz für überbetrieblichen Einsatz
  • Bürokratieabbau

 

Maschinenring als Betreuer und Agrardienstleister

  • Absicherung der Nachfrage durch neue Ausfahrer
  • Zusätzliche Einsatzbereiche zur Einkommensverbesserung
  • Beobachten und Anpassen der Maschinenkostensätze
  • Absichern der Betriebe durch Unfall- und Maschinenbruchversicherungen
  • Neue Ideen und Modelle zur Bereitstellung von Agrardienstleistungen (zb. Maschinengemeinschaften, überbetriebliche Kooperationsmodelle)