Holzhandwerk ist hier Familientradition

Hermann Wohlgenannt ist seit 2007 beim Maschinenring. Erst war er Fensterbauer, jetzt arbeitet er in einem großen Vorarlberger Unternehmen und schupft dort als Einmannbetrieb die Tischlerei. Sein ganzes Leben hatte er mit Holz zu tun.  Das ist auch kein Wunder bei der Familiengeschichte:

Sein Vater war Zimmermann, sein Großvater Wagnermeister, der eine Sohn Möbeltischler, der andere Zimmermann. Die Holzspäne hat er sozusagen im Blut.
Hermann selbst hat ebenfalls Möbeltischler gelernt, er liebt es mit dem Naturstoff zu arbeiten. Im Winter verbringt er seine Zeit in seiner perfekt aufgeräumten Werkstatt, wo es wundervoll nach Holz und Politur riecht. Im Sommer ist er draußen, an der Luft, im eigenen Wald, schnitzt Figuren mit der Motorsäge, baut Holzhäuser für die vier Enkerl. Inspiration für seine Projekte holt er sich bei seiner zweiten Leidenschaft: alte Dinge entdecken, die er dann nachbauen kann. Meist sind das alte Möbel oder Werkzeuge, aufgestöbert auf Dachböden oder Flohmärkten. Wie zum Beispiel ein Kindertopf, sicher über 100 Jahre alt, das perfekt nachgebaute Gegenstück steht daneben: In vielen Arbeitsstunden entstand auch ein Schneideesel, vor allem weil Hermann sich vorher fünf solche, heute gar nicht mehr erhältliche, Stücke angeschaut hat, um dann für sich selbst den perfekten zu erschaffen.

Auch ganz viele Werkzeuge, die man heute so gar nicht mehr bekommt, hat er schon nachgebaut. Dabei tüftelt er so lange an den Werkstücken, bis er sich die Techniken angeeignet hat, die er dafür braucht, und zufrieden ist. Natürlich könnte vieles, das Hermann händisch fertigt, auch maschinell gemacht werden. „Aber es mit dem alten Werkzeug zu machen, so wie früher, hat eine ganz eigene Wertigkeit. Das wird ein Einzelstück, ein Handwerksstück. Außerdem kann ich auf Sonderwünsche eingehen“, sagt Hermann. Kleinigkeiten macht er nämlich auch auf Auftrag. „Großes verstellt mir den Platz!“, lacht er. Gerade drechselt er viel, aber im Kopf hat er schon wieder ein neues Projekt: ein Heugeschirr, Heugabel und Rechen, nach altem Vorbild. „Wie man das Holz richtig biegt, muss ich mir noch anschauen“, sagt er mit einem Glitzern in den Augen. Der Entdeckergeist ist wieder geweckt. Wichtig dabei: Qualität! Altes Handwerk und authentische Handwerkskultur sind einzigartiges kulturelles Erbe Vorarlbergs, das er zu würdigen weiß. Wichtig ist auch: Seine Stücke halten, werden mit Schlitz und Grat verbunden. Eine Verbindung, die hält, genau wie seine Verbindung zum Maschinenring seit vielen Jahren. Nächstes Jahr im Juni wird er auch beim Maschinenring in Pension gehen. „Mitarbeiter wie Hermann sind was Besonderes. Wir können uns immer auf ihn verlassen. Er gibt sein Bestes für den Maschinenring, wir tun dasselbe für ihn“, so MR-Unterland-Geschäftsführer Christian Marte stolz.

Der Pension sieht Hermann gelassen entgegen, er hat genügend zu tun. Gerade fertigt er gemeinsam mit seinem Sohn Christian, der sich auch mit Brandmalerei selbstständig gemacht hat, Pokale für ein Rodelrennen an. Rodeln ist in der Familie Wohlgenannt eine Leidenschaft, die alle verbindet. Schon die drei Kinder haben in der Schule damit begonnen an Rennen teilzunehmen, und auch Hermanns Frau war immer erfolgreich. Das sieht man an den über 280 Pokalen, die zwei Wände des Hauses zieren. Hermann selbst hält sich da im Hintergrund, er unterstützt bei der Instandhaltung der Bahn und arbeitet gemeinsam mit Bahnchef Walter Kalb an den Renntagen mit. „Außerdem bringen sie mir immer die Rodeln, wenn was zum Reparieren ist“, schüttelt Hermann den Kopf. Seltsam, wir können uns gar nicht vorstellen warum ...