Strom aus Biomasse

Strom aus Biomasse

Was geschieht, wenn Österreichs Holzkraftwerke 2018 schließen?

Der Biomasseverband startete im September 2017 eine Kampagne für Strom aus Biomasse. Unterstützt wird diese von den Österreichischen Bundesforsten, der Landwirtschaftskammer Österreich, den Land&Forst Betrieben Österreich, dem Waldverband, der IG Holzkraft und dem Maschinenring. Hintergrund ist die fehlende Novelle des Ökostromgesetzes. Denn 2004 wurde den Errichtern von Ökostrom-Anlagen ein entsprechender Ökostromtarif für 20 Jahre zugesichert. Nach den ersten 13 Jahren fehlt nun die notwendige Nachfolgeregelung. Ohne entsprechende Nachfolgetarifregelung der alten Ökostromregelung müsste der Energiehaushalt in vielen Betrieben der österreichischen Holzindustrie umgestellt werden. Die Biomasse-Kampagne geht davon aus, dass dadurch wieder weniger erneuerbare Energieträger und stattdessen mehr fossile Energieträger eingesetzt werden.

 

Wie wirkten sich die Holzkraftwerke auf die Forstwirtschaft aus?

Durch das Ökostromgesetz 2004 kam es zu einem massiven Impuls in Österreichs Waldwirtschaft. Der Mehrbedarf an Energieholz in Österreich lag seit dem Jahr 2007 bei 5 Mio. Festmeter pro Jahr.

Sägenebenprodukte und Rinde sind fast völlig vom Markt verschwunden, weil die Sägebetriebe diesen Rohstoff weitestgehend selbst in eigenen Ökostromanlagen verwerten. Damit konnte neben der Industrieholzproduktion ein neues Produkt auf den Markt gebracht werden: Waldhackgut. Synergien ergaben sich aufgrund neuer Absatzmöglichkeiten bisher nicht vermarktbarer Sortimente bei der Kleinwaldbewirtschaftung. Die Bearbeitung kleiner Waldflächen wurde somit attraktiver. Damit ging einher, dass die Biomasseverwertung auch forstschutzrelevante Effekte mit sich brachte: Das Käferholz konnte auch während der Vegetationszeit aus dem Wald gebracht und thermisch verwertet bzw. die Käfer unschädlich gemacht werden.

Nicht zuletzt ist eine eigene Branche entstanden: Logistik wurde aufgebaut, Arbeitsplätze wurden geschaffen, und geeignete Hackgutqualitäten konnten erzeugt werden, wofür auch entsprechende Normen geschaffen worden sind. Alles in allem wurden bundesweit 6.400 Vollzeitarbeitsplätze geschaffen. In den vergangenen 13 Jahren wurden über EUR 5 Mrd. Wertschöpfung durch die Investition in und den Betrieb der Biomasse-Ökostromanlagen geschaffen. Die Einnahmen aus dem Energierohstoff Waldhackgut betrugen über EUR 200 Millionen pro Jahr. (Quelle: AEA 2017).

 

Welchen Beitrag könnten Biomasse-KWK-Anlagen leisten?

Österreichs Holzkraftwerke produzieren derzeit mehr Energie (Strom und Wärme) als im AKW Zwentendorf erzeugt worden wäre. Wenn die Biomasse-Ökostromanlagen schließen, werden jährlich durch andere Energieträger zusätzlich 3 Mio. Tonnen CO2 in die Atmosphäre emittiert. Aktuell basiert mehr als 70 Prozent des österreichischen Stromaufkommens in kalten Wintern auf fossilen Kraftwerken und Stromimporten aus Nachbarländern mit hohem Anteil an Kernenergie. Bei den Erneuerbaren Energien stammt hierzulande die Hälfte der Erneuerbaren Energien aus Biomasse (siehe Abbildung 1).

 

Strom aus Biomasse

Abbildung 1

Gleichzeitig macht die Nutzung heimischer Rohstoffe volkswirtschaftlich mehr Sinn als der Import fossiler Energieträger aus Krisenstaaten oder Atomstrom. Zusätzlich wird das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele, zu denen sich Österreich verpflichtete, erschwert. Dabei hat Österreich viel Know-how, denn im Bereich Biomasseverwertung wurden über die letzten Jahre viele Kesselfirmen und ähnliche Technologien aufgebaut und die weltweite Entwicklung im Bereich Biomasseverwertung ist vielversprechend.

Möglich wäre, dass die neuen EU-Energierichtlinien (Stichwort Winterpaket) den verpflichtenden Einsatz von Biomasse bereits in den nächsten Monaten festschreiben – ohne dass Österreich dafür geeignete Strategien hat.

 

Was passiert nach dem Schließen der Biomasse-KWK-Anlagen (Wärme und Strom)?

Zu erwarten ist, dass KWK-Anlagenbetreiber wegen des wirtschaftlichen Drucks auf reinen Winterbetrieb umstellen. Damit fallen die größten Biomasseabsatzmengen weg. Durch das kurzfristig hohe Biomasseangebot würden die Biomassepreise sinken, eine Entwicklung, die bereits im Gang ist. Insolvenzen von Logistikunternehmern (Hacker, Transport) wären die Folge, was auch die verlässliche Versorgung der Heizwerke erschweren würde. Zudem könnten Forstschutzprobleme vor allem im Gebirge folgen und die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Forstwirtschaft geschwächt werden.

Gegner der Holzkraftwerke meinen, dass die Ökostromanlagen ohne Förderungen im freien Markt bestehen müssten. Allerdings ist der gesamte Strommarkt grundsätzlich durch Förderungen verzerrt (siehe Abbildung 2). Die KWK-Anlagen müssen sich in Konkurrenz zu bereits geförderten Anlagen oft auf fossiler Basis etablieren.

Strom aus Biomasse

Abbildung 2

Quelle: Erneuerbare Energie Österreichs, Klima- und Energiefonds: Faktencheck Energiewende 2015, Wien 2015, S. 13

Weitere Informationen

Auf der Homepage www.stromausbiomasse.at und dem Facebook Account stromausbiomasse informiert der Österreichische Biomasse-Verband über Holzkraftwerke und deren Bedeutung.