Teilflächenspezifischer Sojaanbau unter Agri-PV-Anlage
Maschinenring setzt Praxisversuch mit der BOKU um
Ein Praxisversuch im Projekt Energieeffizienz, gefördert durch das Bundesministerium für Land- und Regionen und Wasserwirtschaft (BML).

Praxisversuche: Von Daten zur Anwendung
Am 30. April 2025 wurde in Bruck an der Leitha ein besonderer Versuch durchgeführt, der die Zukunft der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung unter Photovoltaikanlagen mitgestalten soll: Gemeinsam mit dem Institut für Landtechnik der Universität für Bodenkultur Wien und den Partnern des Energiepark Bruck ist der Maschinenring an einem Projekt beteiligt, bei dem Soja teilflächenspezifisch unter einer Agri-Photovoltaikanlage, dem EWS Sonnenfeld, angebaut wurde. Ziel des Versuchs ist es, herauszufinden, wie sich Sojabohnen unter den speziellen Licht- und Wachstumsbedingungen solcher Anlagen entwickeln – insbesondere bei variierenden Aussaatstärken. Im Fokus des Projekts steht die Integration von Technologien zur Effizienzsteigerung, Ressourceneinsparung und Anpassung an den Klimawandel in der Landwirtschaft.
Hintergrund: Agri-PV als Chance und Herausforderung
Agri-Photovoltaik-Anlagen (Agri-PV) ermöglichen die kombinierte Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zur Nahrungsmittelproduktion und zur Erzeugung erneuerbarer Energie. Die aufgeständerten Module erzeugen allerdings auch Schatten – und dieser stellt Pflanzen wie Soja, die in der Regel auf volle Lichtausbeute angewiesen sind, vor neue Herausforderungen. Gerade hier setzt das Projekt an: Mithilfe einer gezielten Variation der Saatstärke soll festgestellt werden, wie Sojabestände im Schatten der PV-Module reagieren – und ob sich die Erträge durch angepasste Aussaatmengen optimieren lassen oder auch Saatgut eingespart werden kann.
Versuchsdesign: Präzise Planung für praxisnahe Erkenntnisse
Für den Versuch wurden fünf Parzellen direkt unter der Agri-PV-Anlage angelegt. Die Fläche gliedert sich in Streifen zu je 9 Metern Breite – das entspricht exakt drei Arbeitsbreiten der verwendeten Einzelkornsämaschine. Die Länge der Parzellen variiert je nach Bauweise und Ausdehnung der PV-Modulreihen, liegt aber konstant bei 15 Metern pro Versuchsstreifen.
Innerhalb dieser Flächen wurde eine Applikationskarte erstellt, die in jeweils 3 x 3 Meter große Zonen unterteilt ist. Dadurch konnten insgesamt sehr feingliedrige Bereiche definiert werden, in denen die Aussaatstärke gezielt variiert wurde. Die Saatstärke reichte dabei von 150.000 bis 900.000 Körnern pro Hektar – eine außergewöhnlich große Spreizung, die ein breites Bild der pflanzenbaulichen Reaktion ermöglichen soll.

Technische Umsetzung: Maschinenring sorgt für Präzision
Die technische Umsetzung des Projekts lag beim Maschinenring, der sowohl die Flächenaufnahme, die Fahrspurplanung und die Erstellung der Applikationskarte übernahm. Der Anbau wurde von Herrn Michael Treiber durchgeführt.
Aufgrund der beengten Platzverhältnisse unter der Agri-PV-Anlage war ein freihändiges Fahren ausgeschlossen – es wäre schlicht zu riskant und ungenau gewesen. Aus diesem Grund wurde die gesamte Fläche im Vorfeld mittels Maschinenring-Smartantenne exakt aufgenommen und für die RTK-Spurführung aufbereitet. Diese Daten wurden anschließend in das Lenksystem eines Case Puma 175 übertragen, der in Kombination mit einer Gaspardo Magica Einzelkornsämaschine (6-reihig) den Anbau durchführte. Die präzise Aussaat mit der Applikationskarte ermöglichte eine lückenlose Dokumentation der unterschiedlichen Aussaatstärken – Grundlage für die spätere wissenschaftliche Auswertung durch die BOKU. Damit die Arbeiten durchgeführt werden konnten, wurden die PV-Paneele vor dem Anbau temporär in eine 70° Position gestellt, eine Position für eine vereinfachte Bewirtschaftung. Nur so konnte der Traktor die Flächen vollständig durchfahren und bebauen.
Durch die sonnenstandsabhängige Stellung der PV- Module entsteht eine unregelmäßige Lichtverteilung auf den Flächen. Je nach Tageszeit und Winkel variiert die Schattenwirkung erheblich – das wiederum beeinflusst den Boden und die Keimbedingungen unmittelbar. Es wird spannend sein, wie die Sojabestände auf die Kombination aus eingeschränktem Lichtangebot und unterschiedlichen Bestandesdichten reagieren.
Wissenschaftliche Begleitung durch die BOKU
Das Institut für Landtechnik begleitet gemeinsam mit dem Institut für Pflanzenbau das Projekt wissenschaftlich. Es ist geplant, die Pflanzenentwicklung über die Vegetationsperiode hinweg zu beobachten und am Ende Ertragsdaten aus den einzelnen Teilflächen zu erheben. Ziel ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie stark sich die Saatstärke auf das Wachstum und den Ertrag von Soja im Schatten von Agri-PV-Anlagen auswirkt – und ob durch gezieltes Management Ertragsverluste vermieden oder sogar Vorteile genutzt werden können.
Die Ergebnisse sollen praxisnahe Empfehlungen für Landwirte liefern, die Agri-PV-Flächen künftig bewirtschaften möchten. Dabei geht es nicht nur um den Sojaanbau – sondern um die Frage, wie Agri-PV wirtschaftlich und pflanzenbaulich sinnvoll in bestehende Bewirtschaftungssysteme integriert werden kann.
Maschinenring als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis
Der Maschinenring bringt in diesem Projekt seine Kompetenz in der digitalen Planung, präzisen Flächenvermessung und RTK-gestützten Bewirtschaftung ein. Die Kombination aus praktischer Erfahrung und die Verfügbarkeit von technischer Ausstattung ermöglicht eine exakte Umsetzung von wissenschaftlichen Vorgaben auf betrieblicher Ebene – ein wichtiger Beitrag zur anwendungsorientierten Forschung.
Für den Maschinenring ist dieses Projekt auch ein Beispiel dafür, wie moderne Landwirtschaft funktioniert: datenbasiert, präzise und anpassungsfähig. Die Möglichkeit, auf kleinen Teilflächen unterschiedlichste Varianten nebeneinander auszuprobieren, eröffnet neue Wege für eine effiziente und ressourcenschonende Landwirtschaft – auch unter veränderten Rahmenbedingungen wie der kombinierten Nutzung mit Photovoltaik.
Ausblick
Die nächsten Monate werden zeigen, wie sich die Bestände entwickeln. Neben der Aufgangsdichte und Jugendentwicklung sollen auch Wuchsform, Blühverhalten und letztlich die Ertragsleistung analysiert werden. Je nach Ergebnis könnten daraus konkrete Empfehlungen für die Bewirtschaftung von Agri-PV-Flächen abgeleitet werden – nicht nur für Soja, sondern auch für andere Kulturen. Denn klar ist: Die Landwirtschaft von morgen wird dort erfolgreich sein, wo Technologie, Praxiswissen und Wissenschaft Hand in Hand arbeiten.
Gefördert wird das Energieeffizienzprojekt vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML), das innovative Maßnahmen zur ressourcenschonenden Bewirtschaftung unterstützt.
Projektleiter: Mathias Brunner
Schwerpunkte: Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit Ressourcen.
Gemeinsam mit Praxisbetrieben, wissenschaftlichen Partnern, Landtechnikfirmen und Fachexpertinnen und -experten von Interessensvertretungen sollen praxisnahe Umsetzungsstrategien, innovative und gemeinsame Arbeitsabläufe, sowie bestehende Systeme und Prozesse ressourcenschonend, nachhaltig umgesetzt und professionalisiert werden. Wir werden die Landwirtinnen und Landwirte über Projektschritte und die -ergebnisse auf dem Laufenden halten, damit sie diese unkompliziert umsetzen können.

