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Ein Notfallplan – Für den Fall der Fälle?

Vor nicht wenigen Jahrzehnten war es mehr als nur gebräuchlich, dass sich die Landwirte untereinander aushalfen. Es ging schlicht und einfach nicht anders. Diese fundamentale Solidarität hat aber leider in den letzten Jahren nachgelassen.

Der Grundgedanke

Sollte auf einem landwirtschaftlichen Betrieb Not am Manne sein, so kann ein anderer landwirtschaftlicher Betrieb mit Maschinendienstleistungen oder mit Arbeitskraft einfach und unkompliziert aushelfen – ganz ohne bürokratische Hürden. Auch die folgende Abrechnung der Dienstleistungen ist unkompliziert über den Maschinenring möglich. So einfach und unkompliziert, wie sich das in der Theorie anhört, ist es in der Praxis jedoch meistens nicht. Dies ist nicht dem Prozess selbst, sondern vielmehr dem Finden von geeigneten Betriebshelfern geschuldet. Waren wir als Maschinenring Bucklige Welt in Vergangenheit in sehr vielen Fällen erfolgreich und konnten Betriebshelfer vermitteln, so gestaltet sich das in letzter Zeit sehr schwierig. Die Fälle in der wir keinen Betriebshelfer finden oder vermitteln konnten nahmen in letzter Zeit kontinuierlich zu.

Mir passiert schon nichts...

In der Vergangenheit wurden Hofnachfolger von Landwirten als Betriebshelfer eingesetzt. So konnte die Zeit bis zur Betriebsübernahme überbrückt werden, wenn man genug freie Kapazitäten hatte. Die Entwicklung geht aber in die Richtung, dass viele Betriebsnachfolger eine Vollzeitarbeitsstelle annehmen und die Zeit bis zur Übernahme des Betriebes so „überbrücken“. Somit ergibt sich, dass viele potenzielle Betriebshelfer schlicht und einfach keine Zeit mehr haben, um überbetriebliche Arbeiten zu verrichten. Die Verfügbarkeit für Betriebshilfeeinsätze wird dadurch geringer und geeignete Betriebshelfer sind immer schwieriger zu finden. Hier findet eben eine Entwicklung statt, die es uns immens erschwert einen Betriebshelfer zu vermitteln. Gerade auch Einmannbetriebe verlieren oft aus den Augen, dass es doch einmal sein kann, dass man krankheitsbedingt länger ausfällt oder dass gar ein längerer Krankenhausaufenthalt notwendig wird – Ganz nach dem Motto: „Mir passiert eh nichts“.

Plan B für deinen Hof

Wenn dann doch einmal etwas passiert steht man mit dem Rücken zur Wand. Wer versorgt die Tiere, kann den Melkroboter oder die Futtermühle bedienen und kennt die Felder oder Wiesen? Dann kommen wir als Maschinenring ins Spiel. Sollte ein Betriebshelfer erfolgreich vermittelt werden, so besteht weiterhin das Problem der Einschulung. Wer zeigt dem Betriebshelfer dem Ablauf und die Tätigkeiten, wenn sich die ausgefallene Person im Krankenhaus aufhält? Überdies hinaus wird auch oft vergessen, dass es sich bei einem Betriebshelfer um eine Person handelt, die auf dem Betrieb aushilft. Leider wird dies manchmal missverstanden und es wird ein vollwertiger Betriebsführer, der die anfallenden Arbeiten ohne Einschulung perfekt ausführt, erwartet. Das ist und bleibt nun mal ein Wunschgedanke. Insofern liegt es im Verantwortungsbereich des Betriebsführers dafür Sorge zu tragen, dass ein Notfallplan, ein Plan B, vorhanden ist und im Falle des Falles jemand vor Ort ist der die Grundversorgung am Betrieb für zumindest einige Tage aufrechterhalten kann. Dieser Notfallplan ist unter Umständen wichtiger als vielleicht die nächste Betriebserweiterung oder der nächste Flächenzukauf.

Vor nicht wenigen Jahrzehnten war es mehr als nur gebräuchlich, dass sich die Landwirte untereinander aushalfen. Es ging schlicht und einfach nicht anders. Diese fundamentale Solidarität hat aber leider in den letzten Jahren nachgelassen. Die Gründe hierfür mögen unterschiedlich und vor allem vielfältig sein. Dennoch bemerken wir als Maschinenring diesen schleichenden Prozess durch zahlreiche Gespräche und Vermittlungsversuche. Einige erwarten sich Hilfe, sind aber selbst nicht bereit, anderen Berufskollegen auszuhelfen. Eine grundlegende Frage, die man sich hier stellen kann: „Kann ich mir Unterstützung erwarten, wenn ich selbst nicht bereit bin andere zu unterstützen“?

Mit unserem Artikel möchten wir keinesfalls aussagen, dass wir in Zukunft Betriebshilfe nicht mehr vermitteln können oder dass wir nicht mehr versuchen Betriebshelfer zu suchen. Dies sehen wir weiterhin als wichtige Aufgabe im Agrarbereich an, auch wenn die Umsetzung immer schwieriger und komplexer wird. Unsere Aussage soll jene sein, dass sich Betriebe, vor allem jene, wo niemand außer dem Betriebsführer Einblick in den Betriebsablauf hat, sich um einem Stellvertreter bemühen. Dies kann ein Bekannter, Landwirt, ein/e Sohn/Tochter eines Berufskollegen, etc. sein. Es sollte jemand sein, der im Falle des Falles einspringen kann. Dazu ist es ratsam demjenigen eine Einschulung am Betrieb zu geben und ihn auch manchmal mitarbeiten zu lassen. Damit entsteht gegenseitige Sicherheit und Vertrauen. Lassen wir wieder mehr Solidarität untereinander walten. Vielleicht oder auch gerade dann, wenn man sich nicht persönlich kennt.

Bei Fragen und Anliegen zur Betriebshilfe oder auch für ein persönliches Beratungsgespräch zur sozialen Betriebshilfe stehen wir gerne zur Verfügung.

Eurer Maschinenring Bucklige Welt

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Von: Maschinenring Bucklige Welt

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