Ergebnisse des Versuchs "Bio-Feldfutteranbau mit und ohne Luzerne"

Luzerne – eine Königin der Futterpflanzen

Luzerneanbau im Salzburger Innergebirg

Beschreibung Versuchs Bio-Feldfutteranbau mit und ohne Luzerne

Die Luzerne hat in den vergangenen Jahren an Aufmerksamkeit als Futterpflanze gewonnen. Vor allem die Trockenjahre 2018 und 2019 haben gepaart mit Engerlingsschäden zu Futtermangel auf vielen Betrieben geführt. Daher haben wir von August 2020 bis Herbst 2021 Landwirt Anton Hartl vulgo Machlschwaig bei einem Anbauversuch einer Luzerne-Gras-Feldfuttermischung im Salzburger Pongau begleitet.

Vorteile der Luzerne 

Die Luzerne war bisher eher als typische Ackerkultur aus der Fruchtfolgenplanung bekannt – sie wird aber mittlerweile auch immer öfter als Feldfutter im Grünland angebaut, bringt sie doch einige Vorteile mit:
-  Sie ist äußerst Trockentolerant – ihr weit verzweigtes Wurzelsystem ragt bis zu 2m in die Tiefe und sie hat auch noch in Trockenperioden zu Wasser Zugang.
-  Als Leguminose kann sie Luftstickstoff im Boden binden und trägt somit zur Bodenverbesserung bei. Gerade in Zeiten von hohen Düngemittelpreisen ein besonderer Zusatznutzen.
-  Als Eiweißpflanze wertet die Luzerne die hofeigene Grundfutterversorgung auf. Vor allem kann man bei Eigenanbau die Mähzeitpunkte entsprechend den eigenen Anforderungen wählen, um den Energiegehalt hoch und den Stängel- und Rohfaseranteil gering zu halten.

 

Herausforderungen: Ansprüche, Schnitthöhe und Konservierung

Ansprüche an Standort und Klima 

Die Luzerne ist nicht nur eine Königin unter den Futterpflanzen – sie ist auch eine Diva was Standort und Klima betrifft. So braucht sie leicht erwärmbare, tiefgründige Böden mit guter Phosphor- und Kaliversorgung und idealerweise einen pH-Wert von 6 bis 7. Außerdem muss das Saatgut unbedingt direkt vor der Aussaat nochmal mit Knöllchenbakterien beimpft werden.

Minimale Schnitthöhe: 10cm

Die Luzerne darf nie unter 10cm Schnitthöhe gemäht werden, da sie nicht wie z.B. Gras an der Basis bestockt, sondern sich aus ihren Blattachseln verzweigt. In den Winter sollte die Leguminose relativ lang gehen (Schnitthöhe letzter Schnitt 15cm). Einmal im Jahr muss man sie zur Blüte kommen, damit sie genug Reservestoffe in den Wurzeln einlagern kann. 

Silage

Die Konservierung der Luzerne ist durchaus herausfordernd. Die Pflanzen sollten keinesfalls zu spät geerntet werden (idealerweise im Knospenstadium vor der Blüte) denn Verdaulichkeit und der Energiegehalt des Futters sinken durch den sehr hohen Stängelanteil rasch. Luzernesilagen und Luzerne-Gras-Silagen sind sehr anfällig für Fehlgärungen: Ihr geringer Zuckergehalt bietet im Silierprozess kaum Nahrung für die Milchsäurebakterien und der hohe Eiweißgehalt puffert die gebildete Milchsäure zusätzlich noch ab. Die Zugabe von Siliermitteln ist daher zwingend erforderlich – auch bei Luzerne-Gras-Silagen. 

Heu

Bei der Heugewinnung sind vor allem die hohen Bröckelverluste ein Problem. Zu trocken geerntet und oft gewendet verbleibt oft nur der fasrige Stängel im Erntegut. Eine Heubelüftung kann die Bröckelverluste minimieren, aber es muss auf eine ausreichende Belüftungsdauer geachtet werden, denn der vergleichsweise dicke Stängel trocknet viel langsamer als das feine Blatt.

All diese Ansprüche lassen sich nicht gut mit den klimatischen Voraussetzungen in den Salzburger Gebirgslagen vereinbaren, denn hohe Niederschläge, niedrige pH-Werte, geringe Phosphor-Versorgung und eher schwere Böden prägen die Tallagen des Salzachtales.

Daher haben wir uns gemeinsam mit Landwirt Anton Hartl entschlossen, den Luzerneanbau im Rahmen des Clusterprojektes „Versuchs- und Demonstrationsbetriebe“ einem Praxistest zu unterziehen.

Versuchsfläche

Für den Versuch wurde im August 2020 eine 1,8ha große Fläche auf einem sonnigen Plateau in St. Johann in Pongau ausgewählt. Es handelt sich dabei um einen Lockersediment-Braunerde-Boden auf einem Schwemmfächer eines nahegelegenen Baches; mit guter Durchlässigkeit und einem pH-Wert von 5,5. Die Fläche liegt auf exakt 600m Seehöhe, die Jahresniederschläge in der Region betragen ca. 1500mm und die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 4,3°C. Alles in allem keine Luzerne-Voraussetzungen wie aus dem Lehrbuch. 

Vorbereitung des Bodens

Nach einer Aufwertung des Bodens mit Kalk, Phosphor und entsprechender Düngung mit Wirtschaftsdünger war das erste Hauptvegetationsjahr 2021 nach einem von starken Spätfrösten geprägten Frühling in den Erträgen trotzdem sehr zufriedenstellend. In 4 Schnitten konnten auf der Fläche 68 Ballen Silage geerntet werden. Im Frühling/Frühsommer 2022 zeigen sich jedoch nach einem sehr schneereichen Winter (geschlossene Schneedecke von Anfang Dezember bis Ende März) bereits erste Ausfälle der Luzerne – die Gräser beginnen den Feldfutterbestand zu dominieren.

Eckdaten des Anbauversuches

  • 02.08.2020 Umbruch & Aussaat; aufkalken des Bodens und Gabe eines Phosphor-Kali-Schwefel-Mineraldüngers,  Güllegabe (25m³/ha).
  • Noch 2 weitere Gaben eines Phosphor-Kali-Schwefel-Mineraldüngers mit Kalkzusatz (CaO) im September und Ende Oktober
  • 22.10.2020 Erster Schnitt vor der Winterruhe
  • 31.05.2021 Erster Schnitt mit anschließender Güllegabe 5m³/ha
  • 21.07.2021 Zweiter Schnitt mit anschließender Güllegabe 10m³/ha
  • 02.09.2021 Dritter Schnitt
  • 19.10.2021 Vierter Schnitt
  • 23.10.2021 10m³/ha Gülle und Phosphor-Kalk-Schwefel-Mineraldüngergabe

Luzerne in der Fütterung

Luzerne kann sehr gut in der Wiederkäuerfütterung – sowohl im Milch- als auch im Mastbetrieb - eingesetzt werden. Aufgrund des hohen Rohproteingehalts passt sie ausgezeichnet in Rationen mit Maissilage. Wissenschaftliche Versuche der LfL in Bayern und anderen Versuchsanstalten haben gezeigt, dass Luzerne im Futter die Passagerate im Pansen steigert – sie kann daher nicht nur als Eiweißergänzungsfutter, sondern auch als stabile Strukturkomponente bei Milchkühen eingesetzt werden.

Der Versuchsbetrieb von Familie Hartl hält 25 Bio-Milchkühe der Rasse Pinzgauer mit einer Durchschnittsleistung von 6.000 Litern. Der Kraftfuttereinsatz wurde am Betrieb in den letzten Jahren stark reduziert – aktuell liegt er bei nur 10.000 kg/Jahr für den gesamten Betrieb. Dem Landwirt ist es ein großes Anliegen Milch aus dem hofeigenen Grundfutter zu produzieren.

Futtermittelanalyse der Luzerne-Gras-Silage aus dem Versuchsbetrieb Hartl zeigt folgende Werte:

 

Empfehlung in der Rinderfütterung laut  ÖAG

Durchschnitt der 4 Schnitte am Versuchsbetrieb

Trockenmasse TM

300 - 450

436

Rohprotein XP

über 145 - 160

167

Rohfaser

220 - 260

242

Nettoenergie Laktation MJ NEL

über 5,8 - 6,1

6

Luzerne im Innergebirg – was ist zu beachten

  • Unbedingt begünstigten, sonnigen, warmen, durchlässigen Standort wählen – Staunässe und Bodenverdichtung verträgt Luzerne nicht.
  • Ausreichende Calciumversorgung über magnesiumfreien Kalk sicherstellen zb. 2000 kg/ha kohlensauren Kalk bei der Saatbeetbereitung; ab pH-Werten von 5,7 wächst Luzerne gut
  • Phosphorversorgung (Versorgungsstufe C!) von Beginn an sicherstellen – sonst schlägt bereits die Keimung/das Anwachsen fehl.
  • Die Kaliumversorgung ist bei rinderhaltenden Betrieben durch die Wirtschaftsdünger meist gut abgedeckt. 
  • Zusätzliches Beimpfen der Luzerne mit Knöllchenbakterien vor der Aussaat ist zwingend erforderlich.
  • Anbau spätestens Anfang August; eher früher – damit sie noch vor dem ersten Frost zur Blüte kommt.
  • Luzerne in Gebirgslagen nur in Mischungen anbauen – damit bei Ausfall und/oder schwächer werdender Luzerne ein dichter Pflanzenbestand übrigbleibt. 
  • Luzerne nie zu tief mähen, im Knospenstadium ernten und wenn möglich einmal im Jahr leicht zur Blüte kommen lassen; max. 3-4 Schnitte im Jahr. 
  • Silierhilfsmittel verwenden oder Belüftungsheu machen.

 

Fazit:

1.  Luzerneanbau am Versuchsbetrieb

Laut den Erfahrungsberichten anderer Landwirte im Bezirk sind ihre Versuche Luzerne anzubauen großteils bereits bei der Keimung bzw. in den ersten Wochen nach der Keimung gescheitert. Der Anbauversuch in St. Johann war jedoch sehr erfolgreich.

Voraussetzungen

Bei guten Bodenverhältnissen, entsprechender Vorbereitung des Bodens (hohe und wiederholte Kalkgabe) und laufend guter Phosphor-Versorgung ist es durchaus möglich auch in den Gunstlagen des Salzburger Innergebirgs Luzerne anzubauen. Die Luzerne verliert jedoch durch die nicht idealen Bodenverhältnisse bzw. schwierigen klimatischen Bedingungen früh an Kraft und wird die in der Literatur beschriebenen 4 Hauptnutzungsjahre in Gebirgslagen nicht erreichen. Es ist Innergebirg eher damit zu rechnen, dass sich die Luzerne nach spätestens 2 Hauptnutzungsjahren weitestgehend erschöpft hat.

Klee-Gras-Mischungen als Alternative

Hinsichtlich der zu erwartenden klimatischen Änderungen könnte die Luzerne auch in den trockener werdenden Gebirgslagen langfristig eine Zukunft haben. Unter den aktuell herrschenden klimatischen Bedingungen ist es jedoch fraglich ob sich der Aufwand und das Risiko des Anbaues von Luzerne in Grenzlagen lohnt. Klee-Gras-Mischungen weisen auch gute Eiweißgehalte auf, binden Luftstickstoff im Boden, sind weniger anspruchsvoll und bringen länger stabile Erträge.

2.  Feldfutteranbau-Versuch am Versuchsbetrieb

2019 wurden am Versuchsbetrieb 3 verschiedene Feldfuttermischungen angebaut:

  • Wechselwiesenmischung für milde bis mittlere Lagen 
  • Futterintensivmischung für Randlagen
  • Kleegrasmischung für mittlere und raue Lagen

Startschwierigkeiten

Alle 3 Mischungen hatten Startschwierigkeiten aufgrund von sehr starken Spätfrösten. Auch die niedrigen Versorgungsstufen von Phosphor und Stickstoff haben den Beständen Probleme gemacht. Denn gerade zu Beginn brauchen auch die Leguminosen (Rotklee) eine gute Nährstoffversorgung – sowohl bei Phosphor als auch bei Stickstoff. Durch eine zusätzliche Gabe an Wirtschaftsdünger und eines Phosphordüngers (der selbe wie auf der Fläche mit dem Luzerneanbau) konnte aber die Nährstoffsituation verbessert werden und die Bestände haben sich im ersten Jahr sehr gut entwickelt.

Gleichwertig geeignet 

Die empirische Beobachtung 2019 bis 2021 haben gezeigt, dass zwischen den 3 Feldfuttermischungen keine merklichen Unterschiede festzustellen sind. Alle drei Mischungen eignen sich gleich gut für den Standort.

Versuchsbegleitung

Thomas Gruber

Thomas Gruber

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