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Hohe Güllefrachten im Herbst

Effiziente Gülleausbringung im Herbst – Was Landwirte beachten sollten

Die Ausbringung von Gülle im Herbst ist für viele viehhaltende Betriebe eine wichtige Maßnahme. Der Hauptgrund ist oft, genügend Lagerkapazität für den Winter zu schaffen, da viele Güllegruben nicht ausreichend dimensioniert sind. Allerdings ist der Nährstoffbedarf nach dem letzten Grünlandschnitt in der Regel gering. Doch was ist bei der Herbstdüngung zu beachten? Dieser Artikel beleuchtet die wesentlichen Aspekte der Gülleausbringung im Herbst und gibt praktische Tipps für Landwirte.

Gülledüngung und die neuen gesetzlichen Regelungen (NAPV 2023)

Mit der Einführung der neuen Nitrataktionsprogrammverordnung (NAPV) am 01.01.2023 haben sich die gesetzlichen Vorgaben zur Gülledüngung geändert. Während die Herbstdüngung mit Stickstoff auf Ackerflächen stark eingeschränkt wurde, ist die Ausbringung von Gülle auf Grünland bis zum 30.11. weiterhin erlaubt – jedoch mit einer Begrenzung von maximal 60 kg N/ha im Zeitraum vom 01.10. bis 30.11.

Gülleausbringung auf Grünland: Effizienz und Ertrag

Die Frage, wie effizient die Herbstdüngung mit Gülle auf Grünland ist, wird immer wieder unter Landwirten, Beratern und Wissenschaftlern diskutiert. Verschiedene Studien lieferten dabei unterschiedliche Ergebnisse:

  • Keine signifikanten Ertragsunterschiede: Einige Untersuchungen zeigten keine wesentlichen Unterschiede im Ertrag zwischen Herbstdüngung und Frühjahrsdüngung beim ersten Aufwuchs.
  • Vorteil der Frühjahrsdüngung: Eine Studie der LfL Bayern ergab jedoch, dass im Frühjahr ausgebrachter Stickstoff effizienter von den Pflanzen aufgenommen und in Ertrag umgewandelt werden kann.

Ein häufig beobachtetes Phänomen ist das schnellere Ergrünen des Grünlands nach einer Herbstdüngung. Ein eindeutiger Ertragsvorteil konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

Phosphor-Verfügbarkeit: Ein oft unterschätzter Faktor

Neben der Stickstoff-Effizienz spielt auch die Phosphor-Versorgung eine wichtige Rolle. Im Rahmen des ÖPUL-Programms „Vorbeugender Grundwasserschutz Grünland“ wurden in Oberösterreich über 25.000 Bodenproben ausgewertet. Das Ergebnis: 75 % der untersuchten Flächen waren unterversorgt mit Phosphor (Richtwert: 34 mg P/1000g Boden).

Phosphor liegt im Boden in verschiedenen Formen vor:

  • Wasserlösliches Phosphat: Pflanzlich verfügbar.
  • Labiles Phosphat: Leicht pflanzlich verfügbar.
  • Stabiles Phosphat: Nicht pflanzlich verfügbar.

Mit der Zeit wird Phosphor, der ungenutzt im Boden verbleibt, in eine stabile Form umgewandelt und steht somit nicht mehr zur Verfügung. Daher empfiehlt es sich, Phosphor im Frühjahr auszubringen, um sicherzustellen, dass er von den Pflanzen aufgenommen wird.

Kalium: Ein entscheidender Nährstoff für die Winterhärte

Besonders in Rindergülle ist Kalium in größeren Mengen vorhanden. Dieser Nährstoff ist entscheidend für die Wasserhaushaltsregulierung und die Winterhärte der Pflanzen. Auf Flächen mit niedriger Kaliumversorgung kann eine Herbstdüngung mit Gülle sinnvoll sein. Allerdings sind viele Rinderbetriebe bereits gut mit Kalium versorgt. Eine Bodenuntersuchung gibt Aufschluss über den genauen Versorgungszustand.

Empfehlungen für die Gülleausbringung im Herbst

Abschließend lässt sich sagen, dass geringe Güllegaben nach dem letzten Schnitt in Höhe von bis zu 10 m³/ha vertretbar sind. Überhöhte Güllemengen vor der winterlichen Vegetationsruhe und während niederschlagsreicher Perioden sollten jedoch vermieden werden. Zudem müssen die Abstandsauflagen zu Gewässern und die Sperrfristen unbedingt eingehalten werden.

Lagerkapazität optimieren: So übersteht die Gülle den Winter

Um die wertvolle Gülle bis zum Frühjahr lagern zu können, sollten Landwirte im Herbst und Winter keine Oberflächenwässer wie Regenwasser von Dächern in die Güllegrube leiten. Durch die Separierung von Rindergülle lässt sich das Volumen um etwa 10 % reduzieren, was zusätzlichen Puffer bis zur Ausbringung im Frühjahr schafft. So kann die Gülle effizient genutzt werden, um die Pflanzenernährung optimal zu unterstützen.

Fazit

Die Herbstdüngung mit Gülle auf Grünland ist ein wichtiges Thema, das sowohl Vorteile als auch Einschränkungen mit sich bringt. Während geringe Güllemengen vertretbar sind, sollte der Hauptfokus auf einer gezielten Nährstoffversorgung im Frühjahr liegen, um die Effizienz zu maximieren und Umweltschäden zu vermeiden. Bodenuntersuchungen helfen dabei, den Nährstoffbedarf exakt zu bestimmen und unnötige Düngergaben zu verhindern.

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Roman Braun
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Von: Bundesland Oberösterreich

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