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Frauen in der Landwirtschaft

Wir müssen auf Wertschätzung bestehen.

Frauen spielen eine essenzielle Rolle in der Landwirtschaft, doch Anerkennung und Gleichberechtigung sind noch immer nicht selbstverständlich. Sophie-Madeleine Stabentheiner, Milchbäuerin und Hofübernehmerin aus dem Lesachtal, kennt diese Herausforderungen aus erster Hand. Trotz ihrer fachlichen Kompetenz und Führungsrolle im Betrieb erlebt sie immer wieder, dass sich Geschäftspartner und Nachbarn zuerst an ihren Lebensgefährten oder Vater wenden. Dies zeigt, dass alte Strukturen und Denkmuster weiterhin bestehen, auch wenn Frauen in der Landwirtschaft zunehmend Verantwortung übernehmen.

Die Herausforderungen als Frau in der Landwirtschaft

Frauen, die landwirtschaftliche Betriebe führen, müssen sich oft erst in der von Männern dominierten Branche behaupten. Sitzungen, Entscheidungen und Verhandlungen sind oft Männerdomänen, in denen Frauen hart für ihren Platz kämpfen müssen. "Es hat einige Jahre gebraucht, bis ich bei Sitzungen akzeptiert wurde", berichtet Stabentheiner. Dennoch sieht sie die Vorteile der Selbstständigkeit als Bäuerin: Sie kann eigene Entscheidungen treffen, innovative Ideen umsetzen und ihren Betrieb nach modernen Standards führen.

Ein weiteres Hindernis ist die mangelnde finanzielle Unterstützung. Viele Frauen, die einen Hof übernehmen oder selbstständig führen, haben erschwerten Zugang zu Krediten und Förderungen, da Banken oft skeptisch sind, ob sie den Betrieb langfristig erfolgreich leiten können. Das zeigt, wie tief verankert die gesellschaftlichen Vorurteile noch immer sind.

Ich schätze die Freiheit, mich als Bäurin selbst zu verwirklichen.
Sophie-Madleine Stabentheiner Hofübernehmerin, Milchbäurin, Powerfrau aus dem Lesachtal

Innovation und nachhaltige Landwirtschaft

Stabentheiner setzt auf Bio-Milchwirtschaft mit Pinzgauer-Rindern und Urlaub am Bauernhof. Dabei legt sie großen Wert auf Nachhaltigkeit und effiziente Arbeitsabläufe. Um ihre Betriebsführung weiter zu optimieren, plant sie die Anschaffung eines Futtermischautomaten, der nicht nur die Fütterung effizienter gestaltet, sondern auch die Milchleistung der Kühe verbessert. Innovation und Weiterentwicklung sind für sie entscheidend, um im heutigen Agrarmarkt erfolgreich zu bestehen.

Zudem bietet sie ihren Gästen hausgemachte Produkte wie Brot, Käse und Marmeladen an. Die Nachfrage ist groß, und oft kann sie gar nicht genug produzieren, um den Bedarf zu decken. Besonders stolz ist sie darauf, eine bedrohte Nutztierrasse, die Pinzgauer-Rinder, zu halten und erfolgreich zu züchten. Die Tiere sind hervorragend an das alpine Gelände angepasst und besonders robust. Diese nachhaltige Herangehensweise schätzen auch die Gäste, die ihren Urlaub auf dem Hof verbringen.

ZAMm-Lehrgang: Stärkung für Frauen im ländlichen Raum

Der ZAMm-Lehrgang "Professionelle Vertretung im ländlichen Raum" half ihr, sich durchzusetzen und ihre Stimme zu erheben. "Ich habe gelernt, dass ich genauso ein Mitspracherecht habe und meine Anliegen vertreten muss", sagt sie. Der Kurs verbesserte nicht nur ihre Sprachgewandtheit, sondern auch ihr Selbstbewusstsein.

Durch den Lehrgang fühlt sie sich sicherer bei Versammlungen und Diskussionen und engagiert sich nun selbstbewusst in verschiedenen Organisationen, wie der Theatergruppe, dem Tourismus- und Trachtenverein oder dem Pfarrgemeinderat. Besonders Frauen in der Landwirtschaft rät sie dazu, ihre Leistungen sichtbar zu machen und auf Anerkennung zu bestehen.

Neben dem Aufbau von Selbstvertrauen vermittelte der Lehrgang auch rechtliche und wirtschaftliche Kenntnisse, die für Frauen in der Landwirtschaft von großer Bedeutung sind. Der Austausch mit anderen Landwirtinnen half ihr, neue Perspektiven zu gewinnen und Strategien für den eigenen Betrieb zu entwickeln.

 

Wertschätzung für Frauen in der Landwirtschaft

Obwohl Frauen in der Landwirtschaft unverzichtbar sind, bleibt ihre Arbeit oft unsichtbar. Bewusstseinsbildung und Netzwerke wie der ZAMm-Lehrgang sind daher entscheidend, um diese Strukturen zu ändern. Der Weg zu mehr Anerkennung ist steinig, aber durch gegenseitige Unterstützung und gezielte Weiterbildung können Landwirtinnen ihren Platz behaupten.

"Wir müssen zeigen, wie wertvoll unsere Arbeit ist, und auf Wertschätzung bestehen", betont Stabentheiner. Ihr Erfolgsweg zeigt, dass Frauen in der Landwirtschaft eine starke Stimme haben und durch Weiterbildung, Selbstvertrauen und Zusammenhalt ihren Platz in der Branche behaupten können.

Fazit: Frauen als treibende Kraft in der Landwirtschaft

Frauen in der Landwirtschaft sind unverzichtbar und müssen ihre Leistungen sichtbarer machen. Durch Weiterbildungen, Netzwerke und gegenseitige Unterstützung können sie ihre Rolle stärken und die Anerkennung erhalten, die sie verdienen. Gleichzeitig ist es wichtig, traditionelle Rollenbilder zu hinterfragen und die rechtlichen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Landwirtinnen weiter zu verbessern. Denn nur durch Chancengleichheit und gezielte Förderung kann die Landwirtschaft der Zukunft nachhaltig und innovativ gestaltet werden.

EU-Bund-Länder-kofinanziert: „Mit Unterstützung von Bund, Ländern und Europäischer Union.“
Autorin: Elke Fertschy

Von: Bundesland Kärnten

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