Arbeiten in der Landwirtschaft: Großes Interesse an sinnstiftender Tätigkeit

Familie Kerscher mit Martin Senior (l.) und Martin Junior (r.) freuen sich mit Helferin Gabriele über die freigeräumte Weide für die Rinder und Pferde.

Familie Kerscher mit Martin Senior (l.) und Martin Junior (r.) freuen sich mit Helferin Gabriele über die freigeräumte Weide für die Rinder und Pferde. 

Die Tätigkeitsbereiche und Beschäftigungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft sind so vielfältig wie die Landwirtschaft selbst. Die aktuelle Situation bringt viele dazu, in der Landwirtschaft mitarbeiten oder ehrenamtlich mithelfen zu wollen – so wie Psychotherapeutin Gabriele Czerny, die einen Freiwilligeneinsatz auf dem Schallharthof in Fritzens leistet. Der Maschinenring bietet Möglichkeiten und Initiativen, Arbeitskräfte und Freiwillige auf Bauernhöfe zu vermitteln.

Die Corona-Krise zeigt nicht nur auf, wie wichtig eine funktionierende Landwirtschaft für die regionale Lebensmittelversorgung ist. Sie weckt in Zeiten von Kurzarbeit und wirtschaftlicher Unsicherheit auch das Interesse an der Mitarbeit in der Landwirtschaft. Dies belegen nicht nur die mehr als 2.000 registrierten Bewerber aus Tirol auf der vom Landwirtschaftsministerium ins Leben gerufenen Plattform www.dielebensmittelhelfer.at, die bei Bedarf vom Maschinenring auf Tiroler Betriebe vermittelt werden, wobei die Anzahl der Interessenten den Bedarf auf den Höfen um ein Vielfaches übersteigen. Gleichzeitig verzeichnen auch Initiativen wie der vom Maschinenring gegründete Verein Freiwillig am Bauernhof großen Zuspruch. Der Maschinenring fungiert dabei in mehrfacher Hinsicht als Schnittstelle zwischen Arbeitskräften und den Tiroler Bauernhöfen. Neben der Vermittlung von Arbeitskräften und von freiwilligen Helfern auf Bergbauernhöfe, wird auch die klassische Betriebshilfe organisiert, im Zuge dessen sich Landwirte bei Arbeitsspitzen, in Notfällen oder auch bei Krankheit gegenseitig unter die Arme greifen.

Freiwilligeneinsatz auf Tiroler Bauernhof

Psychotherapeutin Gabriele Czerny aus Absam nutzte den Corona-bedingten Shutdown und die frei gewordene Zeit für die Mithilfe auf dem Schallharthof von Familie Kerscher in Fritzens. Gerade bei der aufwändigen händischen Weidepflege war die zusätzliche Hilfe – unter Berücksichtigung der Hygiene- und Sicherheitsregeln – besonders willkommen. In aufwändiger Handarbeit wurden stachelige Brombeerstauden entfernt, um den Rindern und Pferden wieder zusätzliche Weidefläche bieten zu können. Schon seit ihrer Kindheit interessiert sich Gabriele für die Landwirtschaft, jedoch fehlte ihr der direkte Kontakt zu einer Bauernfamilie, um die Tätigkeiten auf einem Bauernhof kennenzulernen. Bereits in der ersten Woche der Corona-Quarantäne meldete sie sich bei Freiwillig am Bauernhof, dem vom Maschinenring gegründeten Verein, der jährlich rund 450 Freiwillige auf Bergbauernhöfe in Nord- und Osttirol vermittelt und mit einer Unfallversicherung absichert. Schnell wurde der Kontakt zu Familie Kerscher hergestellt und schon wenige Tage später stand die Helferin motiviert und voller Tatendrang auf dem Bauernhof mit Mutterkuhhaltung und Fleischrinderzucht bereit: „Ich habe schon lange eine Möglichkeit gesucht, um einmal auf einem Bauernhof mitarbeiten zu können und die Abläufe, die hinter der Lebensmittelproduktion stecken und die man sonst gar nicht mitbekommt, mitzuerleben“, erzählt die Psychologin, die in einer Gemeinschaftspraxis in Innsbruck tätig ist. Mittlerweile war sie bereits mehrere Tage auf dem wunderschön über dem Inntal gelegenen Bauernhof im Einsatz und hat beim Zäune-aufstellen, beim Brennholzstapeln und im Umgang mit dem Vieh schon viele neue Erfahrungen gesammelt und dabei auch die körperliche Arbeit genossen: „Die Arbeit auf dem Hof bietet einen tollen Kontrast zum beruflichen Alltag in der Praxis. Am Abend zu sehen, was man gemeinsam geleistet hat, macht Freude. Nach einem harten Arbeitstag an der frischen Luft ist man müde, aber glücklich.“

Gabriele Czerny, von Beruf Psychotherapeutin, nutzte die Corona-Zeit für einen Freiwilligeneinsatz auf dem Schallharthof in Fritzens.

Psychotherapeutin Gabriele Czerny nutzte die Corona-Zeit für einen Freiwilligeneinsatz auf dem Schallharthof in Fritzens.

Gabriele Czerny, von Beruf Psychotherapeutin, nutzte die Corona-Zeit für einen Freiwilligeneinsatz auf dem Schallharthof in Fritzens.

Um den Rindern und Pferden wieder zusätzliche Weidefläche zu bieten, wurde in aufwändiger Handarbeit stachelige Brombeerstauden entfernt.

Corona verstärkt Interesse: Bereits 400 Helferinnen und Helfer registriert

Im heurigen Jahr haben sich bereits 400 Helferinnen und Helfer bei Freiwillig am Bauernhof (www.freiwilligambauernhof.at) gemeldet, eine nicht zuletzt auch durch die Corona-Krise bedingte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, wie Maschinenring- und Freiwillig-am-Bauernhof-Obmann Christian Angerer berichtet. „Die Corona-Krise mit Ausgangsbeschränkungen und der unsicheren Entwicklung für den Sommerurlaub verstärken den Wunsch nach Einsätzen auf unseren Mitgliedsbetrieben. Vielen fällt offenbar aufgrund von Ausgangsbeschränkungen, Kurzarbeit oder Jobverlust die sprichwörtliche Decke auf den Kopf, weshalb nach sinnvollen Tätigkeiten am Bauernhof gesucht wird. Ein Ausbrechen vom eintönigen Alltag wird nun noch wichtiger.“

Für Freiwillige aus Österreich ist es trotzt der aktuellen Situation möglich, Freiwilligeneinsätze auf Tiroler Bauernhöfen zu leisten. Die Möglichkeiten reichen von mehrwöchigen Aufenthalten mit Unterbringung auf dem jeweiligen Betrieb bis hin zu Tageseinsätzen ohne Übernachtung. Bei Interessenten aus anderen Ländern – ein großer Anteil der Freiwilligen kommt jedes Jahr aus Deutschland – wird die weitere Entwicklung abgewartet, bis Einsätze wieder vermittelt werden können beziehungsweise Helferinnen und Helfer ein- oder aus dem Heimatland ausreisen dürfen.

Anmeldung und weitere Informationen: www.freiwilligambauernhof.at oder 059060 700