Projekt Almweideverbesserung mit gelenkter Weideführung

Fortschrittsbericht: Es geht in die richtige Richtung!

 

Von Jakob Saller, Projektleiter und Agrarkundenbetreuer beim MR Pongau

 

PilotalmDieser Teil der gelenkten Rinderherde schafft heuer bereits ideale Futterbedingungen für nächstes Jahr.

Früher war es für unsere Vorfahren eine Selbstverständlichkeit, den Almauftriebszeitpunkt so früh wie möglich zu wählen. Heute haben wir oft das Problem, dass die Futterfläche viel zu spät mit Weidetieren bestoßen wird. Das Festhalten an fixen Auftriebszeitpunkten sowie eine falsche Einschätzung des bereits vorhandenen Futtervorrats lassen bereits im Frühjahr das Problem für das schlechte Futterangebot in der zweiten Almsommerhälfte entstehen. Wer glaubt, im Frühjahr Futter für den Herbst in Reserve zu halten, liegt meiner Meinung nach falsch. Wenn die Almfutterfläche im Vorsommer halb grün und noch halb braun ist, sollte bereits mit dem Ausgrasen der Fläche begonnen werden.

 

Ist der erste Teil dann ausgegrast, so ist in der Zwischenzeit der vorher noch braune Bereich grün geworden und die Tiere haben weiterhin beste Weidebedingungen. Inzwischen kann sich die erste Fläche wieder erneuern und wir haben in 4 bis 5 Wochen dort wieder unseren frischen zweiten Aufwuchs in Topqualität. Ergänzt durch gezielte Weideführung und mehreren Koppeln garantiert auch Ende August bis September noch eine Milchkuhweide.

 

PilotalmStartschuss vor Ort Ende Mai 2016: Fachlicher Betreuer des Projektes Sigfried Steinberger, Projektpartner Alm- und Bergbauernverein Mag. Ing. Gottfried Rettenegger und der Almbauer von der Pilotalm Thomas Scharfetter.

Das ist auch unser mittelfristiges Ziel in drei Jahren auf unserer heuer eröffneten Pilotalm in Obertauern. Unser vordringlichstes Ziele im heurigen Jahr ist die gezielte  Unterteilung der Almfutterfläche in mehrere Koppeln und diese nach unserem Ermessen mit dem vorhandenen Vieh zu bewirtschaften. Weiters sollten Altlasten aus den Vorjahren durch starke Beweidung aufgebrochen und reduziert werden, vor allem der Bürstlingsbestand. Ein zusätzlicher mechanischer Eingriff mit Mulcher auf einer Versuchsfläche wird uns nächstes Jahr interessante Vergleiche und Erfahrungen liefern. Das saubere Ausfressen der einzelnen Koppeln bis zum Ende des Almsommers ist oberste Priorität, um für 2017 bereits wieder gute Voraussetzungen zu schaffen.

 

Bereits im Juli mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass wir mindestens um 30 Stück Vieh zu wenig haben, um die heuer gut wachsenden Futtermengen wegzubringen. Wir haben die Almfutterfläche in 4 Koppeln unterteilt, wobei wir im ersten Jahr eine Koppel nur mäßig nutzen, weil sonst das positive Ergebnis auf den anderen Flächen stark reduziert würde. Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass für nächstes Jahr der Weidedruck durch mehr Weidevieh deutlich erhöht werden muss, um das Ziel zu erreichen. Derzeitiger Stand: 44 Rinder und 5 Pferde mit 2 Fohlen auf einer derzeitigen Futterfläche von ca. 40 ha.

 

Die Gesamtbetrachtung dieses Projektes aus meiner Sicht ist bisher gut, wir sind auf dem richtigen Weg und werden konsequent dranbleiben.

 

Ein Angebot an unsere Almbauern möchte ich noch machen. Wir machen während der Almzeit ca. alle 3 Wochen

eine Almbegehung mit unserem Fachexperten Sigi Steinberger. Wer bei so einer Begehung dabei sein möchte, kann sich bei uns im MR-Büro melden. Wir sagen dann Bescheid, wann der nächste Termin stattfindet. Es ist jedes Mal aufs Neue eine fachliche Bereicherung und eine persönliche Sensibilisierung, wenn es um das Thema Almpflege geht. Diese Erfahrung konnten erst kürzlich über 100 Almbauern und Sennleute im Rahmen einer Weiterbildungsveranstaltung des LFI Salzburg auf unserer Pilotalm in Obertauern machen. Ich bedanke mich auf diesem Weg für die bisherige absolut konstruktive und gute Zusammenarbeit bei den Almbauern Thomas und Monika Scharfetter, dem fachlichen Begleiter Sigi Steinberger, dem Projektpartnern Alm- und Bergbauernverein mit Mag. Gottfried Rettenegger sowie der Salzburger Landesregierung mit DI Georg Juritsch.

 

Für 2017 haben wir uns einiges vorgenommen. Wir werden dazu rechtzeitig einladen bzw. darüber wieder berichten.

 

Der Erhalt unserer Almen liegt in Zukunft darin, dass sie gebraucht und genutzt werden, was wohl außer Zweifel steht. Um sie attraktiv zu halten für Mensch und Tier, braucht es auch in Zukunft das optimale Zusammenspiel zwischen Mensch, Tier und Technik.

 

PilotalmLinks Futterfläche von der Pilotalm, rechts nicht gekoppelte Nachbaralmfläche.

Pilotalm50 % grün, 50 % braun der Fläche ist der ideale Auftriebszeitpunkt.